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Tagebuch 1937/1
3. Mai
abends 7 Uhr. Wir warten in den Strohsesseln unserer Flohkiste als wärs bei Ritz,
auf Segonzac. Gestern Vormittag waren wir fast 3 Stunden im Louvre, Neuaufstel-
lung d. antiken u. späteren Skulpturen, bei d. Bildern. Fast ohne Bekannte, nur Dr.
Burchard u. Graf Seilern. (Unlängst begegneten wir gleichfalls im Louvre 2 Herren ;
Hans nachher : „Wenn man 2 Österreicher trifft, ist d. eine ein Dessauer, der andre
ein Holländer …“). Nach Tisch Ausruhen, Thee bei Floch mit Besichtigung d. Kin-
des, das sehr natürlich aufwächst. Es spielt in d. Villa Brune mitten auf d. Straße mit
Steinderln. Niemand braucht ein Auto dort in d. Sackgasse zu fürchten. Auch das
gibt’s in Paris. Und am Abend in den schon genannten Keller beim Künstlerbund.
Ich saß lange zwischen d. Rücken des Pernters u. der Vorderansicht d. Merkel, der
unangenehmer denn je war. Wenn d. Kellner fragte, was er ihm bringen solle, sagte
er : „Dasselbe wie dem Minister, dem man gerade besonders gehäufte Schüsseln ser-
viert hatte.“ Es wurde viel geboten, vor allem die von allen Künstlern gemalte Suzy,
Abb. 8 : Willi Eisenschitz, Claire
Bertrand, 1940.
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Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Volume II: Mit den Mitteln der Disziplin (1937–1938)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Title
- Erica Tietze-Conrat
- Subtitle
- Tagebücher
- Volume
- II: Mit den Mitteln der Disziplin (1937–1938)
- Editor
- Alexandra Caruso
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 346
- Category
- Biographien