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Tagebuch 1937/2
Die aus Wien gebürtige Bertha Tarnay war Malerin. In Berlin hatte sie sich dem Kreis um
die sozialkritischen Künstler Heinrich Zille (1858–1929) und Käthe Kollwitz angeschlos-
sen. Von der Website des „National Museum of Women in the Arts“ in Washington D. C.
erfährt man jedoch Näheres über die tragischen Familienzusammenhänge : „Her [Bertha
Tarnay’s] personal life was also rather difficult. Her first marriage in 1914 was an unhappy
one. When she became pregnant by another man, her husband shot and killed her lover, alt-
hough he was later acquitted of the crime. Tarnay’s second marriage also ended in divorce.“
(National Museum of Women in the Arts.) Tarnays Tochter Cis gehörte zu den Schützlin-
gen der Tietzes. Aus privater Korrespondenz geht hervor, dass man an ihrem Fortkommen
regen Anteil nahm. „Gestern habe ich Cis gesehen, die mir ihr Herz ausgeschüttet hat die
plötzlich mit so viel lange verdrängten Bedürfnissen aufgetauchte Mutter ist ja wirklich
eine furchtbare Last auf ihr !“ Mit der Mutter zusammenzuziehen, riet man Cis ab „Das ist
kein Milieu für einen jungen Menschen, der studieren u. Prüfungen machen soll.“ (Brief
ETC an Andreas Tietze vom 5.11.1937, Privatarchiv Filiz Tietze). Dass Cis (später Fran-
cis) – wie Tochter Burgl 1915 geboren – zumindest zeitweise auch im Hause Tietze gelebt
hat, darf angenommen werden. Cis Tarnay ist vermutlich identisch mit der angesehenen
amerikanischen Biochemikerin Helga Francis Havas, geb. Höllering. Diese hatte an der
Wiener Universität bis 1938 Medizin und Biochemie studiert und war 1938 nach London
emigriert. Ihr Studium der Biochemie beendete sie 1939 in Lyon. 1941 zog sie weiter in die
USA (Posch/Ingrisch/Dressel 2008, 407).
18 Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte, Oper, Uraufführung 1791, Dirigent 1937 :
Fritz Busch, Glyndebourne Festival Opera. Das Festival wurde 1934 von John Christie
(1882–1962) und dessen Frau Audrey Mildmay (1900–1953) auf deren Landsitz in Sussex
gegründet und anfänglich von Fritz Busch sowie anderen deutschen Emigranten geleitet
(The Glyndebourne Festival, Pre-war years).
19 Ernst Kris gehörte durch seine Ehefrau, die Ärztin und Psychoanalytikerin Marianne Rie
(1900–1980), dem engeren Kreis um Sigmund Freud (1856–1939) an. Er sollte sich nach
seiner Emigration 1938 vor allem psychoanalytischen Aufgaben widmen.
Dem Thema Karikatur als Grenzbereich zwischen Kunstgeschichte und Psychoanalyse
hatte Kris seit den frühen 1930er-Jahren besonderes Interesse entgegengebracht und ihm
u. a. 1934 den Aufsatz „Zur Psychologie der Karikatur“ gewidmet (Kris 1934). 1940 erschien
seine gemeinsam mit Ernst Gombrich verfasste Studie „Caricature“ (Gombrich/Kris 1940 ;
Rose 2007 ; Ernst Kris, Wordpress ; Ernst Kris, in Wendland 1999a, 387–392).
„So-called sketchbook, more correctly an album or scrapbook dismembered after its acqui-
sition in 1907. Most of the drawings are oilsketches, monochrome with brown, gray white
predominating, but in some cases adding other colors too.“ (Domenico Tintoretto, „Londo-
ner Skizzenbuch“, in Tietze/Tietze-Conrat 1944, Nr. 1526, 263.)
James Byam Shaw, ein Spezialist für Handzeichnungen, war von 1937–1968 Direktor der
Kunsthandlung P. & D. Colnaghi in London (John James Byam Shaw, Dictionary of Art
Historians ; Nebehay 1995, 57).
Ernst Philipp Goldschmidt – bevor der angesehene Buchantiquar 1923 in London seine
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Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Volume II: Mit den Mitteln der Disziplin (1937–1938)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Title
- Erica Tietze-Conrat
- Subtitle
- Tagebücher
- Volume
- II: Mit den Mitteln der Disziplin (1937–1938)
- Editor
- Alexandra Caruso
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 346
- Category
- Biographien