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Tagebuch 1938/1
phien] der Blätter, die er in Villeneuf hat, gezeigt u. erzählt, daß Schilling in Paris ist.
(Die beiden Blätter, die wir bei Schilling photogr[aphierten], Carletto Evangel[ist]
Matthäus, und die Skizzen zur Türkenschlacht, hat jetzt Marignane wieder (zurück ?)
genommen, es scheint, daß Schilling sie nicht verkaufen konnte.) Wir haben 3 Bas-
sanos bei ihm gesehen (Anbetung von 1563, sehr hergenommen, farbig auf grün und
zwei mit Kühen, sehr gut, mit Farb-[…]) und wieder den reizenden kleinen „Ti-
zian“, die Reproduktion des Adonisabschieds, die Orazio für Cadore (?) gemalt hat.
Marignane erklärte allerdings das nicht Tizianische daran anders, Tintoretto hätte d.
Adonis gemalt. Ein Freund hat diese Kollaboration mit der Wünschelrute ermittelt !
Floch teilte uns teleph[onisch] mit, daß der junge Gernsheimer – von Georg emp-
fohlen – hier im Bisson wohnt. Am Montag ist hier die Z[eichnung]en Auktion von
Mathey, darum d. Zulauf aus London !44
28. [Februar]
(gestern nicht dazugekommen) gestern (Sonntag) waren wir vormittag mit Schreiben
u. Überprüfen d. Photos beschäftigt, haben nachtisch Schilling im Musée Jacque-
mart-André getroffen. Der Tiepolo wirkt in d. Pariser musealen Dunstigkeit gleich
schütter. […]. Eine Kassone von Bastiani hat mich an d. 2 in d. Albertina mit d.
D[ürer]schen Hemden erinnert. Wir haben uns mit Schilling über d. […] unterhal-
ten, von der er d. Photogr[aphie] von Silberman f. von Hirsch bekommen hat. Er ist
hingerissen von dem Blatt
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Wir jausneten dann zusammen u. gingen zu Flochs, wo schon Gernsheimer saß.
Will er eine Ausstell[ung] von Flochs Bildern in London machen ? Es war ein Bei-
einandersitzen u. Sichunterhalten mit dazwischen tobender Mucki (Besitzerin einer
Mundharmonika) u. kein Auseinandergehen, bis sich d. Nachtmahl (für so viel
Leut’ !) von selbst ergab. Mimi ist bewunderungswürdig ! Todmüde nachhause. Da
mir ein Brief an Köhler im Kopf herumging (wegen Stoffels Affidavit) konnte ich
nicht einschlafen – nahm ein Schlafmittel – u. früh schlecht aufzustehen. Wir sind
im Louvre mit d. Blättern ziemlich fertig geworden (2., z[um] T[eil] 3. Durchsicht,
immer noch zu wenig !, haben uns auch bei einem Russen (Bd St. M[iche]l) pho to-
gr[a phieren] lassen (fürs Paßbild). Teleph[onierten] mit Michelson, d. sich heute tele-
ph[o nisch] mit d. Silbervogel erst in Wien, dann in Basel auseinandersetzte. Besuch in
d. Académie Ranson u. bei Edel im Atelier, wo auch d. Karikaturist vom Slur (Joss)
war. Edel ist (mit Filippas Möbel) köstlich eingerichtet u. hat in seinen Büsten wirk-
lich gute Fortschritte gemacht. Da er Deutschstunden noch zu geben hatte, gingen
wir mit Pippa allein nachtmahlen (Capoulade), wo uns Edith Auerbach – rührend u.
unerträglich – aufsuchte. Die armen, ärmsten Leute ! Nach 12jähr[igem] Aufenthalt
in Paris kann sie immer noch nicht Französin werden ! Weil sie eine Frau ist, sagt
sie
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Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Volume II: Mit den Mitteln der Disziplin (1937–1938)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Title
- Erica Tietze-Conrat
- Subtitle
- Tagebücher
- Volume
- II: Mit den Mitteln der Disziplin (1937–1938)
- Editor
- Alexandra Caruso
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 346
- Category
- Biographien