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Tagebuch 1938/1
102 Zu Berenson, Fern Sharpley und der Villa I Tatti siehe TB 1938/1, 6.4.
103 Frederick Hartt hatte das Vertrauen der Tietzes keineswegs enttäuscht. Der amerikani-
sche Student, der im nazistischen Wien als unverdächtig galt, schmuggelte in der Folge
einen Teil der Tietze’schen Bildersammlung ins Ausland. Um welche Kunstwerke es sich
genau gehandelt hat, kann allerdings nicht mehr gesagt werden. In jedem Fall half der
Abverkauf dieser Bilder der Familie, die finanziell schwierigen Anfangsjahre der Emig-
ration zu überstehen (Auskunft Kristin Matschiner im Gespräch mit der Herausgeberin
im Dezember 2009 ; zum „monuments man“ Frederick Hartt siehe ders. 1949 ; National
Gallery of Art, Washington, DC).
Gustav Furtmüller hat sich den Internationalen Brigaden in Spanien angeschlossen.
Der deutsche Bankier Eduard von der Heydt hatte 1926 den Monte Verità bei Ascona
im Schweizer Kanton Tessin erworben und ein Hotel errichten lassen. Er selbst lebte ab
1929 auf dem Monte Verità und machte den Ort zu einem Treffpunkt namhafter Besu-
cher aus Politik, Kunst und Gesellschaft. Von der Heydt widmete sich vor allem seiner
Sammlung asiatischer Kunst, die schließlich den Grundstock des Schweizer Museums
„Am Rietberg“ (eröffnet 1952) bildete. Neben Asiatika besaß Von der Heydt noch eine
bedeutende Sammlung moderner Kunst und bedachte zahlreiche Museen weltweit mit
Leihgaben. Der monarchistisch und national gesinnte Von der Heydt war zeitweilig NS-
DAP-Mitglied (seit dem 1.4.1933) und steht im Verdacht, große Finanztransaktionen für
die NS-Stellen abgewickelt zu haben. Zu Von der Heydt siehe Bell 2001. Hatten Tietzes
und Schwiegertochter Trude Kenntnis über Von der Heydts Nähe zum NS-Regime ? In
diesem Fall dürfte „schwer erkrankt“ wohl als eine Chiffre für „sehr nationalsozialistisch“
gelten, weshalb auch von einem Besuch bei Von der Heydt abgeraten wurde.
104 Die offenbar behinderte Tochter des Ehepaars Glaser, Eva Renate, verstarb 1942 sieben-
jährig (Strobl 2006, 20).
Es handelt sich um die Familie Pierre Cornells, eines Freundes von Sohn Anderl. Die
Familie Visani war ebenfalls einmal Quartiergeber der Tietzes gewesen. Näheres zu die-
sen persönlichen Freunden und Bekannten, die offenbar nichts mit Kunst bzw. Kunstge-
schichte zu tun hatten, konnte nicht ausfindig gemacht werden.
105 Richard Offners jüngerer Bruder Mortimer war als Fotograf, Drehbuchautor sowie ge-
legentlich als Schauspieler tätig und gehörte während der 1930er-Jahre der amerikani-
schen Kommunistischen Partei an (Mortimer Offner, Broadway photographs). Richard
Offner hatte unter anderem in Wien bei Dvořák studiert. 1923 zählte er zum kleinen
Kreis der Belegschaft des Fine Arts Graduate Center der New York University, wo er von
1927–1954 einen Lehrstuhl innehatte (White 1966). Neben Offner gehörten auch Erwin
Panofsky und Robert Goldwater während der 1930er-Jahre zum Lehrkörper des Instituts.
106 Abbas Benedictus (Benedetto di Pietro) war (wie sein Mitbruder Fra Angelico) Domini-
kanermönch und wird in Thieme/Becker/Vollmer dezidiert als Chorbuchschreiber, „nicht
Miniaturist“ erwähnt (Benedetto di Pietro dal Mugello, in Thieme/Becker/Vollmer 2008,
426).
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Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Volume II: Mit den Mitteln der Disziplin (1937–1938)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Title
- Erica Tietze-Conrat
- Subtitle
- Tagebücher
- Volume
- II: Mit den Mitteln der Disziplin (1937–1938)
- Editor
- Alexandra Caruso
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 346
- Category
- Biographien