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Tagebuch 1938/2
Sie besuchten die Sammlung des österreichisch-schweizerischen Finanzfachmanns Felix
Somary.
Seine Sammlung bedeutender Altmeisterzeichnungen sowie andere Kunstschätze ver-
machte der Maler Léon Bonnat seiner Heimatstadt Bayonne. Dort bilden sie heute den
Kern der Sammlungen des nach ihm benannten Musée Bonnat. „Dès qu’il put se consacrer
à sa nouvelle passion, Bonnat n’eut qu’un seul but créer un musée à Bayonne. En 1901, il se
sépare d’une partie de ses richesses pour les installer lui-même dans le nouveau musée. Le
reste ne suivra qu’en 1922, au lendemain de sa mort.“ (Musée de Bonnat de Bayonne, HP.)
19 Vermutlich verwendet ETC hier irrtümlich einen falschen Vornamen. Max Bunzl, Neffe von
Hans und Gustav Schoenberg, ist 1974 in Lugano, Schweiz, verstorben. Vielmehr dürfte es
sich um dessen Vetter, den jungen Komponisten Hans Bunzl (geb. 1913 in Wien), gehandelt
haben. Er wurde am 17.6.1938 im KZ Dachau „auf der Flucht erschossen“ (L.
E.
O., Letztes
erfreuliches Operntheater, Vienne à Paris, Exilkabarett in Frankreich, eine Produktion des
ORPHEUS TRUST, der ARMIN BERG GESELLSCHAFT und L. E. O. Wien 2005 ; persönliches
Gespräch der Herausgeberin mit John Bunzl ; Hans Bunzl, in Gaugusch 2011, 356).
Die Wiener Malerin Trude Schmidl-Waehner war am Bauhaus in Dessau Schülerin Paul
Klees und Wassily Kandinskys gewesen. 1933 kehrte sie nach Österreich zurück.
Nach der Spaltung des „Österreichischen Werkbunds“ gehörte sie gemeinsam mit HT dem
Vorstand des „Werkbunds“ an. Präsident des „Neuen Werkbunds“ wurde der Architekt Cle-
mens Holzmeister. „Neben den politischen waren es vor allem auch die unterschiedlichen
künstlerischen Positionen, die dazu führten, dass es zur Spaltung kam und am 24.2.1934
einer dem Zeitlauf angepassten Vereinigung, die sich den Namen ,Neuer Werkbund Öster-
reichs‘ gab. […] Die Präsidentschaft im alten Werkbund, in dem die liberalen, linken und
jüdischen Künstler verblieben, übernahm der bekannte Kunsthistoriker und Denkmalpfle-
ger Hans Tietze.“ (Plakolm-Forsthuber 2004, 9.)
Waehner gehörte zwar nicht zu den „rassisch“ Verfolgten, war aber entschiedene Gegnerin des
Regimes. Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten 1938 war ihr Wiener Atelier beschlag-
nahmt worden. Rund 300 ihrer Werke verschwanden. Waehner emigrierte mit ihrem Sohn
Gustav über Frankreich und England in die USA. Nach 1945 war sie wieder in Europa (Frank-
reich und Italien) ansässig (Plakolm-Forsthuber 1994, 276). Trude Waehners Sohn aus erster
Ehe ist der spätere Mediziner Dr. Gustav Szekely, geb. 1922 (Plakolm-Forsthuber 2004, 7).
Holzmeister, einer der wichtigsten kulturpolitischen Exponenten des österreichischen
Stän
de staates, war nach dem „Anschluss“ seiner Funktionen an der Wiener Akademie der
bildenden Künste enthoben worden. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits vom türkischen
Staatspräsidenten Mustafa Kemal Atatürk (1881–1938) bedeutende Aufträge bei der Er-
richtung des Regierungsviertels in Ankara erhalten. Funktionen in Wien übernahm er erst
wieder nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft.
Fannina Halle, die wie Trude Waehner mit Klee und Kandinsky gut bekannt gewesen war,
emigrierte in den 1940er-Jahren aus der Sowjetunion in die USA (Caruso 2008, 114–116).
Zu den Personen aus dem niederösterreichischen Kurort Edlach (an der Rax, Gemeinde
Reichenau), dem Sterbeort Theodor Herzls (1860–1904), konnte nichts ausfindig gemacht
werden.
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Erica Tietze-Conrat
Tagebücher, Volume II: Mit den Mitteln der Disziplin (1937–1938)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
- Title
- Erica Tietze-Conrat
- Subtitle
- Tagebücher
- Volume
- II: Mit den Mitteln der Disziplin (1937–1938)
- Editor
- Alexandra Caruso
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79545-2
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 346
- Category
- Biographien