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Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
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wesenhaftenNichtsderReichtumdesSeinssichverbirgt. IchgrüßeSiealsWeggenossenund Wegbereiter. Ihr Martin Heidegger. Ihr Hauptwerk muß unbedingt ins Deutsche übersetzt werden.53 Jahre bevor Sartre dieser Einladung vom 28. Oktober 1945 folgt, ist Heideggers Enthusiasmusverflogen,erwendetsichab,alssichderExistentialismuszueiner Modeerscheinungwandelt. 1950moniert er im französischenBesatzungsbulletin fürÖsterreich,GeistigesFrankreich:„Sartre ist oft nachDeutschlandgekommen, aber er hatmichnie besucht.“54 Vondem1945gelobten „sounmittelbarenVer- stehen meiner Philosophie“ ist zu diesem Zeitpunkt nicht mehr viel übrig: In einem 1949 in Österreich veröffentlichten Interview äußert Heidegger entgegen der obigen F.A.Z.-Aussage, Sartre durchgearbeitet zu haben, „Sartre? Ich habe ihnniegelesen“55,weißdannaberein Jahr später zuberichten:„Er ist einguter Schriftsteller, aber er ist kein Philosoph.“56 Heideggers Position, das „Was-sein (essentia)“ des Seienden müsse „aus seinem Sein (existentia) begriffen wer- den“57, lasse sich nicht mit Sartres Auffassung, die Existenz gehe der Essenz voraus („l’existence précède l’essence“), gleichsetzen, wie Heidegger im soge- nanntenHumanismus-Brief an JeanBeaufret 1946deutlichmacht.Die erwähnte SeinundZeit-PassagebereitedieAnalysedesDaseinsvor, ohneetwas„überdas Verhältnisvonessentiaundexistentia“zusagen,habealsomitSartresmetaphy- sischem Satz „nicht das geringste gemeinsam“; es sei erst nach der „Wahrheit desSeins“zufragen,danach,„auswelchemSeinsgeschickdieseUnterscheidung imSein als esse essentiae und esse existentiae vor dasDenken gelangt“58. Hei- deggersDistanzierungistauchdadurchmotiviert,dassSartre ihn inseinemmas- sentauglichenVortragL’Existentialisme est unhumanisme vom28.Oktober 1945 (dem Tag, auf den Heideggers briefliche Einladung Sartres datiert ist) zu den ExistentialistInnenzählt, eineZuordnung, die verständlichwird,wennmanwie 53 MartinHeidegger:HeideggersBrief. In:HugoOtt: InderkleinenSkihüttezusammenphilo- sophieren.MartinHeidegger begrüßt Jean-Paul Sartre alsWeggenossen undWegbereiter. In: FrankfurterAllgemeineZeitung, 19.01.1994. 54 MartinHeidegger. In: o. V.: Gesprächmit Heidegger. In: Geistiges Frankreich, 13.11.1950. Drei Jahre später, auf demRückweg vomWiener Völkerkongress (cf. Kap. 8.2), kommt es zu diesem Treffen, das Sartre nach einer halben Stunde abbricht, nachdemHeidegger nur von seinerEnttäuschungüberGabrielMarcelsKomödieLadimensionFlorestan spricht.Cf. Simone deBeauvoir:LaForcedeschoses,Bd.2.Paris 1963,S. 22. 55 MartinHeidegger. In: Luce-Michèle: Heideggerweigert sich Sartre zu lesen, schwärmt je- dochfürden„PetitPrince“vonSaint-Exupery. In:Kulturelles, 21.11.1949. 56 MartinHeidegger. In:o.V.:GesprächmitHeidegger. In:GeistigesFrankreich, 13.11.1950. 57 MartinHeidegger:SeinundZeit.Tübingen1993,S.42. 58 MartinHeidegger:ÜberdenHumanismus(1949).FrankfurtamMain 102000,S.20f. 3.1 Existentialismus:Entstehung,VertreterInnen,Tendenzen 29
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Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Title
Existentialismus in Österreich
Subtitle
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Author
Juliane Werner
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
378
Category
Kunst und Kultur
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