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Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
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gehediesennichtumVerantwortung, sondernumdasBeibehalten ihrerWürde angesichtseinerabsurdenSituation, siewürfensichbegierigaufeinEssen,auf dassiehungrigwaren,geschrieben in ihrerSprache,undwürdensodannverführt voneinerMoral,dienichtdie ihresei: Esbestand,wenigstensaufdenerstenBlick,einebemerkenswerteÜbereinstimmungzwi- schendem,waserdemPublikumgab,unddem,wasesverlangte.AuchdieSpießbürger, die ihn lasen,hattendenGlaubenandenewigenFrieden, anden ruhigenFortschritt, an die unveränderlichen Grundwerte verloren. Sie hatten die Geschichte in ihrer erschre- ckendstenGestalt erlebt. Siebrauchteneine Ideologie, diedieseOffenbarungenverarbei- tete, sieabernichtzwang,die frühereDenkweiseüberBordzuwerfen.134 ([I]l y avait, dumoins àpremière vue, un remarquable accord entre ce qu’il apportait au public et ce qui celui-ci réclamait. Les petits-bourgeois qui le lisaient avaient eux aussi perdu leur foi dans la paix éternelle, dans un calme progrès, dans des essences immu- ables; ils avaient découvert l’Histoire sous sa figure la plus affreuse. Ils avaient besoin d’une idéologiequi intégrât ces révélations, sans lesobliger cependantà jeterpar-dessus bord leursanciennes justifications.)135 Sartres schnell anwachsendeBerühmtheit verdankt sich so auchder Tatsache, dass die Zukunftsgewandtheit seiner Aussagen Teilen der Bevölkerung dabei hilft, sichmit der jüngerenVergangenheit zu arrangieren. Deutlich hält Sartre seinegenerelleHaltungzumGewesenenschon imMärz 1940 in seinemKriegs- tagebuchfest: Es hat keinerlei Bedeutung, obmannundieseVergangenheit oder jeneVergangenheit hat. Damit sie existiert, müssenwir uns durch sie hindurch in eine bestimmte Zukunft werfen; wirmüssensiewiederaufunsnehmen fürdiesenoder jenenkünftigenZweck. Jedesmalent- scheideteinAktderFreiheitüber ihreWirksamkeitundsogarüber ihrenSinn.136 (Ça n’a aucune importance d’avoir ce passé-ci ou ce passé-là. Il faut, pour qu’il existe, quenousnous jetionsà travers luiversuncertainavenir; il fautquenous le reprenionsà notre compte pour telle ou telle fin future. C’est un acte de liberté qui décide à chaque foisdesonefficacitéetmêmedesonsens.)137 134 Beauvoir:DerLaufderDinge,S.46. 135 Beauvoir:LaForcedeschoses,Bd. 1,S.62. 136 Sartre:Tagebücher,S. 547 (Hervorhebung imOriginal). 137 Sartre: Carnets de la drôle de guerre, S. 589 (Hervorhebung imOriginal). Die Zukunftsaus- richtungdes Existentialismus erklärt sich philosophischdaraus, dass dieser dieVergangenheit nichtalsexistierend, sondernalsseiendwertet, alsdemSeinsmodusdesen-soiangehörend,ver- dinglichtundabgeschlossen.Diesheißt jedochnicht, dass spätereHandlungenundHaltungen früheren nicht neue Bedeutungen verleihen können, wie Sartre in seinem Essay Baudelaire schreibt:„EineGeste,eineEingebung,einGedankekönnenplötzlichderganzenVergangenheit 3.2 Résistance,OpfertheseunddasÜberspringenvonLesMouches 45
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Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Title
Existentialismus in Österreich
Subtitle
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Author
Juliane Werner
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
378
Category
Kunst und Kultur
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