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Text, eingesandt aus Lausanne, wo er 1946 Sartre und Beauvoir begegnet, wirkt
überdenTurmhinaus: Sokopiert die imkärntnerischenSt.Veit anderGlanher-
ausgegebeneZeitschriftDieDrau.Monatsblätter für geistiges LebenundVerständi-
gungTeile daraus inderRubrik „Das geistige Schlagwort“, ergänzt durch falsche
Angaben (wie Sartres Geburtsjahr 1898) undmit stärkerer Fokussierung auf „das
Negativeundde[n]PessimismusderSartreschenPhilosophie“137 (cf.Kap.7.3).
Originalauszüge aus existentialistischenWerken finden sich in der Europäi-
schenRundschau: ImzweitenunddrittenHeft des Jahres 1946übersetztMonique
vonStratowaCamus’Aufsatz„L’espoir et l’Absurdedans l’œuvredeFranzKafka“
ausLeMythedeSisypheals„HoffnungundWidersinn inFranzKafkasWerk“. Sar-
tres „DieMauer“ (1946,Nr. 5, und 1947,Nr. 8), Titelgeschichte seinesgleichnami-
genNovellenbandesLeMur (1939),wirdübertragenvonPierreSeguy,hinterdem
sichder österreichisch-französischeWiderstandskämpferOttoRobert Steinschnei-
der verbirgt, der zu Beginn der Besatzungszeit bei der alliierten Radiostation im
vorarlbergischenDornbirn beschäftigt ist. Eine der erstenÜbersetzungen in einer
unabhängigen Zeitschrift druckt Plan, herausgegeben von Otto Basil, der darin
selbst Texte aus dem Französischen überträgt (so aus Rimbauds Erleuchtungen)
und der von „der besonders tiefen Beziehung zu Frankreich“138 seines Blattes
spricht,das1938miteinerNummerzumSurrealismusgestartetundverbotenwor-
denwar.Die inder Zwischenzeit entstandene „kulturelle IsolationÖsterreichs“139
aufzubrechenwirdnach 1945 zumwesentlichenZiel dieser für die nachholenden
AutorInnen „bedeutsame[n] Zeitschrift“140. Imersten Jahrgang 1946veröffentlicht
derPlan als elfteNummerdasSonderheft „Junges Frankreich“, dasunter diesem
TitelTextevonPaulValéry, JeanAnouilh, JeanTardieu,PaulEluard, JeanCassou,
Jean Cayrol, Pierre Emmanuel, Jean Guéhenno, François Mauriac, Saint-John
Perse, Tristan Tzara und Vercors vereint. Das Beispiel dieser für den Transfer
französischer Literatur wesentlichen Sondernummer illustriert, wie sich ein
solches ZustandekommenEinzelpersonen verdankt, in diesemFall demstän-
digen Korrespondenten in Frankreich, René Ferriot, einem der deutschspra-
chigen Literatur zugewandten Dichter und späteren Literaturwissenschaftler
Report on „L’Être et le Néant“ by Jean-Paul Sartre.]. In: Broch: Philosophische Schriften 1:
Kritik. (KommentierteWerkausgabe,10.1.)FrankfurtamMain1977,S.275–278,hierS.275,276.
137 o.V.:DerExistentialismusbei Jean-PaulSartre. In:DieDrau1 (1950),Nr. 1,S. 15.
138 o.V.:GlossezudiesemHeft. In:Plan1 (1946),Nr. 11,S.926.
139 GeraldSommer:Basil–Doderer–Gütersloh.KleinerTraktatüberzweiKathetenundeine
Hypotenuse. In:KaukoreitundSchmidt-Dengler (Hg.):OttoBasilunddieLiteratur 1945.Tradi-
tion–Kontinuität–Neubeginn. (Profile2, 1998.)Wien1998,S.37–55,hierS.37.
140 Andreas Okopenko: Meine Wege zum Schriftsteller. In: Okopenko: Erinnerung an die
Hoffnung.GesammelteautobiographischeAufsätze.Wien2008,S. 100–118,hierS. 114.
4.3 Zeitschriften,Buchmarkt,Übersetzungen 91
Existentialismus in Österreich
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
- Title
- Existentialismus in Österreich
- Subtitle
- Kultureller Transfer und literarische Resonanz
- Author
- Juliane Werner
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-068306-6
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 378
- Category
- Kunst und Kultur