Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Page - 139 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 139 - in Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz

Image of the Page - 139 -

Image of the Page - 139 - in Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz

Text of the Page - 139 -

Katholizismusnicht:wenneseinemgelingt, sichvonihmloszureißen,sobleibt manhalb tot und für immer gezeichnet zurück‘, so Jean-Paul Sartre.“232 Es ist die Beschäftigungmit Jean Genet, die Winkler zu Sartres Studie Saint Genet. Comédien etMartyr (1952, aufDeutsch zuerst 1982) führt,233 aus der er auch in Muttersprache, dem letzten Teil seiner TrilogieDas wilde Kärnten, zitiert. Die Überlegungen Sartres scheinen auf imRahmen einer empfundenenUnfreiheit des Ichs gegenüber seinen Eltern, die „dasWort Homosexualität nie gehört“ habenunddaherniewussten,werersei: Manwird nicht alsHomosexueller geboren, sagt Sartre, abermankann, je nachdenEr- eignissenunddenReaktionendarauf, einHomosexuellerwerden.Alles hängt davonab, wie man auf das antwortet, was einem von anderen angetan wird. Homosexualität, so Sartre, ist etwas[,] dasvoneinemKind ineinementscheidendenMoment, einemMoment desErstickens,entdecktodererfundenwird.234 Winkler lässt seinenHelden damit eine Passage aus Sartres Saint Genetunbe- wertetparaphrasieren, inderesheißt: Man ist nicht homosexuell oder normal geboren: jederwird das eine oder das andere, je nachdenVorfällen seinerGeschichteundseiner eigenenReaktionaufdieseVorfälle. Ich halte daran fest, daß die Inversionweder das Ergebnis einer pränatalenWahl noch das einer endokrinenMißbildung ist, nochgardaspassiveundbestimmteResultat vonKom- plexen:es isteinAusweg,deneinKindimMomentdesErstickensentdeckt.235 (Onnenaît pashomosexuel ounormal: chacundevient l’unou l’autre selon les accidents desonhistoireet sapropre réactionàcesaccidents. Je tiensque l’inversionn’estpas l’effet d’unchoixprénatal,nid’unemalformationendocriniennenimêmele résultatpassif etdé- terminédecomplexes:c’estune issuequ’unenfantdécouvreaumomentd’étouffer.)236 Dieselbe Passage findet sich, neben zahlreichen weiteren Sätzen aus Sartres SaintGenet, auch inWinklersDasZöglingsheftdes JeanGenet.237Sartreerscheint 232 JosefWinkler:DasZöglingsheftdes JeanGenet.FrankfurtamMain2010 [1992],S.94. 233 Cf.Winkler:Winnetou,Abelund ich,S. 54. 234 JosefWinkler:Muttersprache. In:Winkler:DaswildeKärnten.Menschenkind.DerAcker- mannausKärnten.Muttersprache.FrankfurtamMain1995 [1979],S.473–849,hierS.800. 235 Jean-Paul Sartre: Saint Genet, Komödiant und Märtyrer. Deutsch von Ursula Dörren- bächer. (GesammelteWerke,SchriftenzurLiteratur.)Reinbek1986,S. 128f. 236 Jean-Paul Sartre: Saint Genet. Comédien etMartyr. Paris 1952, S. 94. Cf. zu Sartres noch früherer Theoretisierung der Homosexualität im Lichte dermauvaise foi: L’Être et le Néant, S.98–102. 237 Cf.Winkler:DasZöglingsheftdes JeanGenet,S. 18,36,56,70–72,74f., 77,89,91,94,96. 5.2 LiterarischeDarstellungendesExistentialismusals Jugendkult 139
back to the  book Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz"
Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Title
Existentialismus in Österreich
Subtitle
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Author
Juliane Werner
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
378
Category
Kunst und Kultur
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Existentialismus in Österreich