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Beispiel Walter Buchebner, dessen Gedicht „die revolte“ wiederholt aufruft,
„einerevolte [zu]entfesseln“und„denschutt /der literatur“beiseitezuschieben:
ichschreie imrotweinrauschnacheinerneuen
poesie imrauschmeinerentfesseltensinne
schreie ichnacheinerneuenpoesienach
einer revolte ichhabegenugvondemunrat
unddemunflatunddenversstümpereienmeiner
brüderundschwestern ichbittesie:nehmt
teil anmeiner revoltezerschlagtalleeure
ergrautentafelnschiebtbeiseitedie literatur
undhängteuerherz indiegabelder
dichtung343
Zu dieser Zeit, in den späten fünfziger und frühen sechziger Jahren, verwendet
auch Ernst Jandl experimentelle Verfahren für gesellschaftskritische Gedichtewie
„wien:heldenplatz“oder„schtzngrmm“.SeineIntentionistunmissverständlich:
Ichversuche,meinenGedichtengesellschaftlicheAufgabenzustellen. […] Immer ist,was
einer schreibt, wenn es überhaupt Bedeutung hat, ein Eingriff in die Vorstellungen des
Lesers, sowiederAutor selbstmit jedemneuenText,wenndieser überhauptBedeutung
hat, seine eigenen Vorstellungen nicht nur von Kunst, sondern von derWelt erweitert,
ändert.Das ist, glaube ich,politisch. […]Waswirbrauchen, sindWorte,die in eineRich-
tungweisen; obwir sie einschlagen, oder eine andrewählen, in jedemFall sindwirher-
ausgefordert,aktivzusein.344
Unter den in der restaurativen Nachkriegssituation marginalisierten modernen
KünstlerInnen lässt sichnicht nur eine „teils sprachkritische, teils politisch enga-
gierte Richtung“345 erkennen, sondern in vielen Fällen eine Überschneidung der
Bereiche. Zurückzuführendürfte diesunter anderemaufdasparalleleKennenler-
nenvonvoneinanderabweichendenliterarischenStrömungensein,bedingtdurch
diePräferenzeneinzelnerVermittlerInnen.Dies erwähntOkopenko,der etwavon
H.C.ArtmannSartresDerEkelerhält,wieeram23.August 1950 inseinTagebuch
notiert:346 „Besonders Artmann und Eisenreich schleppten riesige Bestände an
343 Buchebner:die revolte,S. 162, 165 (Hervorhebung imOriginal).
344 Ernst Jandl: Aufgaben. In: Autor inGesellschaft. Aufsätze undReden.Hg. vonKlaus Si-
blewski. (poetischewerke11.)München1999,S.61.
345 Kriegleder:DieLiteraturder fünfziger Jahre inÖsterreich,S.37.
346 Andreas Okopenko: Tagebücher 1949–1954. Digitale Edition. Hg. von Roland Innerhofer
et al., ÖsterreichischeNationalbibliothek undUniversitätWien. https://edition.onb.ac.at/oko
penko (einges. 15.02.2019).Okopenko,derSartres SchreibenundTunkritisch, abermit großem
Interesse verfolgt, macht dieser Roman „sehr optimistisch“ (20.08.1950). Spätere Sartre-Prosa
leihtsichOkopenkodannlautseinenAufzeichnungenauchvonGerhardFritsch(cf. 19.04.1953).
Die Tagebücher erwähnen darüber hinaus Diskussionen zu Sartre in der Redaktion der viele
6.4 LittératureengagéezwischenSprachskepsisundEngagement 213
Existentialismus in Österreich
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
- Title
- Existentialismus in Österreich
- Subtitle
- Kultureller Transfer und literarische Resonanz
- Author
- Juliane Werner
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-068306-6
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 378
- Category
- Kunst und Kultur