Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Page - 302 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 302 - in Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz

Image of the Page - 302 -

Image of the Page - 302 - in Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz

Text of the Page - 302 -

terminismusüberdieWertungder individuellenoderkollektivenAktion,denich nicht akzeptiere,weil ich der Ideeder Freiheit treu gebliebenbin.“194 Aus kom- munistischerPerspektive ist diesdurchausals eigenwilligerMarxismusakzepta- bel,wieder folgendeundatierteBriefausdemNachlassErnstFischersnahelegt: Lieber,verehrter JeanPaulSartre, Siesind,wasdieWeltheutebraucht:Resistance.WoDummheitsichbreitmacht,woUnrecht geschieht, sind Sie derWiderspruch, derWiderstand. In IhremWesen undWerk vereinigt sichderGeistderKritikmitderUnbeirrbarkeitdesParteiErgreifenden. IngeistigerUnabhän- gigkeit haben Sie für den Sozialismus Partei ergriffen, als eigenwilliger Marxist an seinen Kämpfen teilnehmend,zurEntwicklungseiner Ideenbeitragend,demStillstandderDogmen die unablässige Bewegung des Denkens entgegensetzend. Voll Bewunderung für die Fülle Ihrer literarischen, philosophischen, publizistischenLeistungen, für Ihre Tapferkeit, Lauter- keit und schöpferische Unruhe, grüße ich Sie als einen der Wegbereiter einer integralen MenschheitundWeltkultur,alseinenderunentbehrlichenMenschenunseresZeitalters. ErnstFischer195 Nach Günther Nennings Dafürhalten geht Sartre mit demMarxismus einfach um „wie ein vernünftiger Mensch westlich von den deutsch-österreichischen Marxfressern“: Existentialismus ist einMaterialismus: er sieht diemateriellen Umstände, wie sie west- östliche Ordnung uns einträchtig bescheren. Existentialismus ist ein Idealismus: er hält fürmöglich, daßderMensch trotzdemtut,was er sichan Ideenvorgenommenhat imei- genen Kopf. Freilich unter absurden Schwierigkeiten, mit absurd totalem Heldentum, undohnewirklicheÄnderungder ringsumabsurdenZustände.196 Fischls Meinung nach, die an das zwischen Sartre und den P. C.-Mitgliedern vorhandene Misstrauen auch während der Weggenossenschaft denken lässt, werde Sartre „trotz seines Liebeswerbens von denKommunisten zwar für ihre Ziele gebraucht, aber innerlich doch abgelehnt“, denn er sei in Wirklichkeit weder Kommunist (wegen seines absoluten Freiheitsbegriffs) nochMaterialist (da alle Probleme für ihn ausdemBewusstsein entstünden), sondern schlicht: „Individualist undasozial“197. Ein solches Festhalten anSartres früherenPosi- tionen vor derWegbegleiter-Phase steht unter anderem in Zusammenhangmit der spätenVeröffentlichungvonDasSeinunddasNichts 1952, im JahrdesVöl- 194 Sartre:VolksfrontnichtbesseralsGaullisten. In:DerSpiegel, 12.02.1973. 195 Ernst Fischer: TNL [Teilnachlass]. Typoskript. Literaturarchiv derÖsterreichischenNatio- nalbibliothek,Wien(LIT),Sign.:37/B299. 196 Nenning:SanktSartre,S. 26f. 197 Fischl: Idealismus,RealismusundExistentialismusderGegenwart,S.312. 302 8 SartreundderkulturelleKalteKrieg
back to the  book Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz"
Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Title
Existentialismus in Österreich
Subtitle
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Author
Juliane Werner
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
378
Category
Kunst und Kultur
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Existentialismus in Österreich