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© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783847110927 – ISBN E-Lib: 9783737010924
oder Sachgütern imWirkungsbereich von Naturereignissen führen können.
Besonders inden tiefenTal-undBeckenlagenhat sichdieFlächennutzung seit
1955 stark geändert (Fuchs, 2010; Bätzing, 2015). Die ErschließungderAlpen
durch denMassentourismus sowie ein genereller ökonomischer Aufschwung
aufgrundder zentralenLage innerhalbEuropas führtenvielerorts zurAuswei-
tungundVerdichtungdesDauersiedlungsraumsundderZunahmeinZahlund
Dichte notwendiger Infrastrukturen, wie Straßen, Bahntrassen und Versor-
gungsleitungen(sieheAbbildung05).BesondersinTourismuszentrensteigtdie
Anzahlder sich ingefährdetenBereichenaufhaltendenPersonen jedes Jahr für
einpaarMonateumeinVielfaches(vgl.Keileretal.,2005).AlldieseAspektegilt
es imUmgangmit alpinenNaturgefahrenzuberücksichtigen.
1.5 UmgangmitalpinenNaturgefahren
Der Umgangmit Naturgefahren hat imAlpenraum eine lange Tradition (In-
terpraevent, 2009). Schon seit Beginn der Nutzung der Alpen als Dauersied-
lungsraum vor ca. 7.000 Jahren waren Siedler mit Naturgefahren und ihren
Folgen konfrontiert. Bis ins frühe Mittelalter herrschte eine fatalistische
Grundhaltung gegenüber denGefahrendurchNaturereignisse. Naturkatastro-
phenwurdenals göttlicheFügung interpretiert,welchenmanschutzlos ausge-
liefertwar.NachundnachbegannenMenschenjedochMaßnahmenzurAbwehr
vonGefahrenundzumSchutzvonHabundGutzuergreifen.Derzielgerichtete
Erhalt vonSchutzwäldernunddieErrichtungvoneinfachenSchutzbauwerken
gegenHochwasserereignissezählenzufrühenMaßnahmen.Mitzunehmendem
Vertrauen in technischeEntwicklungen, konzentrierten sichdieMenschender
NeuzeitvermehrtaufingenieurtechnischeMaßnahmenzuraktivenAbwehrvon
Naturgefahren. Im 21. Jahrhundert erleben wir nun einen erneuten Paradig-
menwandel hin zur Anpassung der menschlichen Lebensweise an drohende
GefahrendurchNaturereignisse,mitdemZiel einLebenundWirtschaftenmit
NaturgefahrenimAlpenraumnachhaltigsicherzustellen.Denn:Einenabsoluten
SchutzvorNaturgefahrengibt esnicht.
Parallel zudenStrategienundMaßnahmen imUmgangmit alpinenNatur-
gefahrenentwickeltesichder»SchutzvoralpinenNaturgefahren«mitderZeitzu
einer staatlichenAufgabe (Rudolf-Miklau, 2009).DieHochwasserkatastrophen
1882 inKärntenundTirolwarenAnlass fürdenErlass einesGesetzes zurVer-
bauungvonWildbächenunddie Sicherung entsprechender Finanzierung. Für
die Umsetzung undDurchführung der Arbeitenwurde eine eigene Abteilung
innerhalb des k.k.Ackerbauministeriums gegründet – die Geburtsstunde des
heutigenForsttechnischenDienstesfürWildbach-undLawinenverbauung.Der
Schutz vor Naturgefahren wird heute primär von der Bundeswasserbauver-
UmgangmitalpinenNaturgefahren 53
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
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ExtremA 2019
Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Title
- ExtremA 2019
- Subtitle
- Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Authors
- Thomas Glade
- Martin Mergili
- Editor
- Katrin Sattler
- Publisher
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1092-4
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 778
- Category
- Geographie, Land und Leute