Page - 190 - in ExtremA 2019 - Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Ă–sterreich
Image of the Page - 190 -
Text of the Page - 190 -
© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783847110927 – ISBN E-Lib: 9783737010924
Durch die extensive Bewirtschaftung gerade imGebirgswald, können nen-
nenswerte Mengen an Totholz im Bestand verbleiben. Aus Sicht des Natur-
schutzesundzurSicherungderBiodiversität isteinegrößereMengeanTotholz
anzustreben.AllerdingsistdieEntfernungvonTotholzinwaldbrandgefährdeten
Beständen eine effektive Maßnahme, um intensiven und sich rasch ausbrei-
tenden Waldbränden vorzubeugen. Laut der österreichischen Waldinventur
stehen und liegen imDurchschnitt 20m3Totholz proHektar im österreichi-
schenWald, wobei die Mengen regional sehr unterschiedlich ausfallen. Auf
23Prozent der Ertragswaldfläche gibt es imDurchschnitt 76m3/ha stehendes
und liegendes Totholz, auf 17Prozent zwischen 10 und 30m3/ha und auf
60Prozent Waldfläche sind weniger als 10m3/ha vorhanden (Bundesfor-
schungszentrum fürWald, 2012).Oftwird –unter denheutigenökologischen
Rahmenbedingungen – dem Naturschutz mehr Bedeutung beigemessen, als
demSchutzvorWaldbränden.EineeventuelleEntfernungvonTotholzausdem
Bestand, die zudemmit einemMehraufwand fĂĽr denWaldbesitzer verbunden
ist, sollte erst nacheinerumfassendenPrüfungdesGefährdungspotenzials vor
Ort erfolgen.
8.2.1.3 MaßnahmenzurVermeidungvonWaldbränden
DerzeitgibteszweiöffentlichzugänglicheMöglichkeiten,sichüberdieaktuelle
Waldbrandgefahr in Ă–sterreich zu informieren. Einerseits erstellt das Joint
Research Center der EU in Italien eine europaweite und täglich aktualisierte
Karte dermomentanenundprognostiziertenWaldbrandgefahrmit einerAuf-
lösungvonachtKilometern(EFFIS,o. J.). Speziell imalpinenBereich istdieser
grobeMaßstababerwenigaussagekräftig.DanebenwirdvonderZentralanstalt
für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien eine Abschätzung der
Waldbrandgefahr auf Basis vonderzeit 1 x 1kmdurchgefĂĽhrt (ZAMG, 2018).
FĂĽr beide Systemegilt: Eswerdennurdie relevantenmeteorologischenPa-
rameterberĂĽcksichtigt,FaktorenwieVegetation,Topografieodermenschlicher
Einfluss findenkeineBeachtung(sieheKapitel 8.1.8).Danebenistanzumerken,
dass selbst eineAuflösungvon1x1km–was fürmeteorologisch interpolierte
Daten einen gutenWert darstellt – nicht ausreichend ist, umdie topographi-
schenBedingungenanBerghängenzubeschreiben.SofallenSüdhängerascher
schneefrei, sind meist trockener und haben eine andere Baumartenzusam-
mensetzungalsnordseitigeHänge.GeradedieKenntnisüberdiekleinräumige
Struktur ist jedoch ausschlaggebend fĂĽr das Entstehungs- undAusbreitungs-
potenzial vonWaldbränden.
UmdieQualitätderAbschätzungderWaldbrandgefahrzuverbessern,sollten
folglich die unterschiedlichen Vegetationsformen/-zusammensetzungen und
Brennstoffmengen, topografische Faktoren (Seehöhe, Hangneigung, Expositi-
AuswirkungenvonWaldbrändenaufdieSchutzfunktionalität
alpinerWälder190
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
back to the
book ExtremA 2019 - Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Ă–sterreich"
ExtremA 2019
Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Ă–sterreich
- Title
- ExtremA 2019
- Subtitle
- Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Ă–sterreich
- Authors
- Thomas Glade
- Martin Mergili
- Editor
- Katrin Sattler
- Publisher
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1092-4
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 778
- Category
- Geographie, Land und Leute