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© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783847110927 – ISBN E-Lib: 9783737010924
14.1.2 DerBegriff »Extremereignis« imKontextderBodenerosion
Die Kategorisierung eines aufgetretenen Ereignisses als ein »Extremereignis«
bedarf einerQuantifizierungoder zumindest einerAbschätzungvonEintritts-
wahrscheinlichkeit undMagnitude des damit verbundenen Prozesses (Korup
undClague, 2009). ImKontextderBodenerosionkanneinEreignis zumeinen
anhand der Größe des gemessenen Bodenabtrags in Relation zu seiner Ein-
trittswahrscheinlichkeit und zum anderen anhand des wirtschaftlichen Scha-
dens,derdurchdasEreignisderBodenerosionverursachtwurde, als »extrem«
kategorisiert werden. Dieser Schaden umfasst einerseits die Ernte- bezie-
hungsweiseBodenverlusteaufbeispielsweisederentsprechendenAckerflächen,
andererseits aber auch Schäden abseits der landwirtschaftlich genutzten Flä-
chen.
Extremereignisse des Bodenabtrags können nur dann sinnvoll als solche
kategorisiert und interpretiert werden, wenn langeMesszeitreihen sowohl fĂĽr
die auslösendenNiederschläge (Dauer und Intensitäten) als auch für den Bo-
denabtrag vorhanden sind. Das Auftreten vonNiederschlägen und vor allem
ihrer Intensität wird inÖsterreich durch den Hydrographischen Dienst seit
Jahrzehnten koordiniert gemessen. Zur Bewertung der Erosivität vonNieder-
schlägen, alsodemPotential desNiederschlagesdurchkinetischeEnergiePar-
tikel aus dem Bodengefüge herauszulösen, ist allerdings die Umsetzung von
NiederschlagsintensitäteninkinetischeEnergienotwendig.Hierwurdeninden
letzten Dekaden wesentliche Innovationen der Messtechnik eingefĂĽhrt (z.B.
Disdrometer, der den Niederschlag differenzierter charakterisiert), die eine
Neubewertung dieser Beziehung erleichtern werden (Angulo-Mart&nez et al.,
2016).
LangjährigeMessungen des Bodenabtrags auf landwirtschaftlich genutzten
Flächen,die geeignetwärenWiederkehrwahrscheinlichkeiten relevanterEreig-
nisgrößenabzuleiten,existierenhingegeninÖsterreichfastnicht.Dieeinzigen,
den Autoren bekannten Langzeitmessungen (mehr als 20 Jahre) werden auf
einemParzellenversuch an den StandortenMistelbach und Pixendorf inNie-
derösterreichdurchgeführt (KlikundStrohmeier,2011).Eineähnlichspärliche
Datenlage findet sich auch im internationalenKontext. Stattdessenwird inder
Bodenerosionsforschung häufig das Konzept des tolerierbaren Bodenabtrags
verfolgt. Bei landwirtschaftlich genutzten Böden sprichtman dann von nicht
tolerierbaren Bodenabträgen, wenn die durchschnittliche jährliche Abtrags-
menge (in tha–1) einenSchwellenwertüberschreitet, derüberdemSchlag-spe-
zifischenGrad des akzeptierbaren Bodenverlustes liegt. Diese Betrachtung ist
mit zwei Problemen verbunden: Ein Durchschnitt bezieht sich auf eine be-
stimmteAnzahlvonJahren,die imFallederBodenerosionabernichtdefiniert
ist,wasnatĂĽrlichzusehrinhomogenenunddamitkaumsinnvollvergleichbaren
TerminologiedesSachverhaltes 347
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
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ExtremA 2019
Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Ă–sterreich
- Title
- ExtremA 2019
- Subtitle
- Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Ă–sterreich
- Authors
- Thomas Glade
- Martin Mergili
- Editor
- Katrin Sattler
- Publisher
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1092-4
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 778
- Category
- Geographie, Land und Leute