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© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783847110927 – ISBN E-Lib: 9783737010924
(Rickenmann, 1999; Pfitscher et al., 2016). IndenAlpen liegendieseAbflĂĽsse
typischerweise im Bereich von 10m3/s bismehrere 100m3/s. Zusammenmit
Geschwindigkeiten vonmeist 5–10m/s und der hohen Dichte zeichnen sich
Muren durch ein hohes Zerstörungspotential für Infrastruktureinrichtungen
undGebäuden (besonders auch Personen in Gebäuden) aus. Gerade diemit-
geführtenGesteinsblöckehabeneinehohezerstörerischeWirkungundsind in
der Ingenieurspraxis als Einzellasten mit extrem hoher Energie bei der Be-
messung vonSchutzbauwerken anzusetzen. Trotzdes häufigenAuftretens von
Schüben (»pulsierenderMurgang«) kann jedoch eine grobe Korrelation zwi-
schen Ereignisvolumen und Spitzenabfluss gefunden werden (Rickenmann,
1999).
In der Literatur werden verschiedene Auslösemechanismen fürMuren be-
schrieben. Die Murmobilisierung kann durch Rutschungsprozesse gesteuert
sein, die sich in einen odermehrereMurschübe entwickeln können (Iverson,
2000; Take et al., 2004). Andererseits können Muren aus Gerinnesediment
entstehen(BertiundSimoni,2005;Theuleetal.,2012).WeitersscheinenMuren
auchdurchkurzzeitigenAufstau vonSediment (zumBeispiel beiVerklausung
durchWildholz oder bei einemGefällsknick) und schneller Remobilisierung
entstehen (McGuire et al., 2017). Die Entstehung vonMuren kann zusätzlich
durch tektonische Aktivität (z.B. Dadson et al., 2003), vulkanische Aktivität
(z.B.Piersonetal.,1990),vonGletscherseenausbrĂĽchen(GLOFs,z.B.Breienet
al.,2008;Schwanghartetal.,2016),oderdurchProzesstransformationausFels-
EisLawinenentstehen(Evansetal.,2009;Huggeletal.,2005).Dietatsächlichen
AuslösemechanismenvonMureninÖsterreichwerdenmeistnurinEinzelfällen,
bei einer detaillierten Ereignisdokumentation bestimmt (siehe beschriebene
Fallbeispiele).
19.1.1 ONR24800
DieösterreichischeNormungsregel 24800(ONR,2009)unterscheidet zwischen
fluviatilenundmurartigenProzessen.Letztereunterscheidensichinmurartigen
Feststofftransport undMurgang.Hier sindMurgänge als »langsambis schnell
fließendeSuspensionausWasser,FeststoffenundWildholz«definiert,miteiner
volumetrischen Feststoffkonzentration (Cv) typischerweise zwischen 0,4 und
0,7; was einer Dichte zwischen 1.700kg/m3 und 2.400kg/m3 entspricht.Mur-
artiger Feststofftransport kennzeichnet denĂśbergangsbereich zwischen flu-
viatilenFeststofftransportundMurgängenundliegtimBereichvonCv~0,2–0,4.
ImFeldbzw.beiderEreignisdokumentationerfolgtdieUnterscheidunganhand
dermorphologischenBeurteilungderAblagerung,wasbesonders beimĂśber-
gangzwischen fluviatilemundmurartigemFeststofftransport schwierig ist.
DefinitionundCharakteristika 491
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
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ExtremA 2019
Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Ă–sterreich
- Title
- ExtremA 2019
- Subtitle
- Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Ă–sterreich
- Authors
- Thomas Glade
- Martin Mergili
- Editor
- Katrin Sattler
- Publisher
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1092-4
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 778
- Category
- Geographie, Land und Leute