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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
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Page - 75 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

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Vermittlungsbemühungen des Königs im Mai 75 die beide Schwiegersöhne König Ferdinands waren247. Sie dauerte zwei Wo- chen. Die Strategie des Königs zielte darauf, die geistlichen Stände in der Juris- diktionsfrage zu Entgegenkommen zu bewegen, damit die allgemeine Freistel- lung der Reichsstände, der Ritterschaft und der Untertanen verhindert werden könnte, die alle Katholiken für unannehmbar hielten248. Als geeigneter takti- scher Weg, die weitgehenden protestantischen Anträge abzuwehren, erschien zunächst die Rückkehr zu der ja größtenteils einvernehmlich gefundenen Syn- these des Ausschusses, wobei man offenbar hoffte, bei den beiden protestanti- schen Ausschußmitgliedern Bereitschaft zur Rettung des gemeinsam erarbeite- ten Ergebnisses zu finden, denn sie wurden als erste Adressaten des Vermitt- lungsversuches gewählt. Es kostete vorher erhebliche Anstrengung, den geistli- chen Ständen in mehrtägigen Sonderbesprechungen die Zustimmung zu einer Vermittlungsaktion der drei genannten weltlichen Katholiken abzuringen249. Und zwar sollten alle eigenen Zusatzanträge zur Vorlage des Ausschusses zu- rückgezogen sowie alle protestantischen Ergänzungen, die nicht an die Sub- stanz gingen, akzeptiert werden, sofern die Protestanten dafür ihre Anträge, „so der substanz vorgemachter vergleichung hochbeschwerlich zuwider, auch ab- steen und diselben fallen zu lassen bewilligten“, damit das letzte Bedenken des Ausschusses als Fürstenratsvotum weitergeleitet werden könnte250; die geistli- che Jurisdiktion wäre dann als unverglichener Punkt referiert worden, die prin- zipielle Freistellung aber weggefallen. Die Sondierung bei den protestantischen Aussschußmitgliedern ergab jedoch keine Bereitschaft, in der Frage der geistli- chen Jurisdiktion zurückzustecken. Die langen Beratungen der Katholiken hatten die Protestanten vielmehr mißtrauisch gemacht, so daß sie beschlossen hatten, sowohl auf der Übergabe ihrer Anträge an den Kurfürstenrat zu beste- hen als auch ihre grundsätzliche Übereinstimmung mit dessen Votum zu beto- nen, womit eine Distanzierung von dem Fürstenratspapier signalisiert werden konnte251. Wie ernst es Ferdinand war, den Frieden wegen der geistlichen Jurisdiktion nicht scheitern zu lassen252, sondern ein möglichst einvernehmliches Ergebnis zu erreichen, wurde sogleich deutlich. Zasius erklärte die Vermittlung nicht etwa für beendet, sondern kündigte einen zweiten Versuch an253. In einer neuen Versammlung der katholischen Mitglieder des Fürstenrates am 11. Mai trug er 247 In seinem abschließenden Bericht über die Vermittlungsversuche im Mai sprach der bayerische Rat Hundt bezeichnenderweise von den „königischen“ als Unterhändlern (Mayer, S. 215). 248 Passauer Protokoll, fol 49v: „wie aber so hefftige weittlaufige gescherpffte additiones, freystel- lung auch der Ritterschafft und underthanen, welches Bayern unnd Osterreich ... in kain weg zu laiden noch mit ichten gedechten zu bewilligen...“ 249 Passauer Protokoll, fol 49–53; Wolf, Religionsfriede, S. 112 250 Das Zitat aus Zasius’ Aufzeichnung (wie Anm. 244, fol 79r/v; zum Ergebnis auch das Passauer Protokoll, fol 53v 251 Ernst, Bw. 3, S. 174f; Wolf, Religionsfrieden, S. 112f. 252 So die Vermittler zum Vertreter Württembergs, Ernst, Bw. 3, S. 173. Die Gesandten des Bi- schofs von Münster betonten in ihrem Bericht über diese Reichstagsphase die mehrfachen Er- mahnungen des Königs an die geistlichen Stände (NWStA Münster, FML 473/3a, fol 210r/v: Be- richt v. 25. 5. 1555); vgl. auch PCSS 5, S. 617 253 Ernst, Bw. 3, S. 175 CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Title
Ferdinand I. als Kaiser
Subtitle
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Author
Ernst Laubach
Publisher
Aschendorff Verlag
Location
Münster
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
786
Keywords
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Category
Biographien
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