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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
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Page - 111 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

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Die Beratungen zur Handhabung des Landfriedens 111 zum Teil gelungen sei, ihre Wünsche durchzubringen459. Immerhin suchte das Bedenken des Fürstenrates die nahezu völlige Ausschaltung der Reichsspitze zu korrigieren: Der Kaiser (bei Abwesenheit vom Reich der König) sollte grund- sätzlich über Friedensstörungen (auch nur auf der Ebene eines Kreises) infor- miert werden und sodann Mandate gegen den Friedensbrecher erlassen; wenn die Kräfte von drei Kreisen nicht ausreichten, sollte er auf Antrag zwei weitere Kreise aufbieten; die Einberufung des Deputationstages sollte ihm obliegen, dem Mainzer Kurfürsten nur dann, wenn Kaiser und König verhindert waren; das Aufgebot weiterer Kreise oder die Wahl eines „general und gemainen ober- sten“ sollte der Deputationstag „mit furwissen“ und im Einvernehmen mit den teilnehmenden kaiserlichen Kommissaren vornehmen – für den Fall der Einset- zung eines Oberkommandierenden wurde also kaiserliche Mitwirkung ver- langt460. – Die Änderung des Verfahrens bei Verhängung der Reichsacht in der Kammergerichtsordnung lehnten Österreich und die anderen katholischen Stände ab – in einer eigens dazu ausgearbeiteten Denkschrift erklärte Dr. Kon- rad Braun diesen Gedanken für unvereinbar mit der kaiserlichen Gerichtsho- heit461 – und verlangten, die bisherigen Regelung beizubehalten, doch sollte vor Verkündung der Acht der Kaiser oder König informiert werden, damit sie noch einmal auf den Beklagten einwirken könnten462. Der Punkt blieb bis zur Über- gabe an den König unverglichen. Am 29. Juli übergab der Fürstenrat seine Stellungnahmen zur Exekutions- und Kammergerichtsordnung. Während der folgenden interkurialen Verhand- lungen, deren Grundlage schließlich der Entwurf des Kurfürstenrates bildete463, war das Ausmaß des kaiserlichen Einflusses der wichtigste Streitgegenstand464, bei dem zwei Punkte unverglichen blieben. Der Fürstenrat beharrte auf der Einberufung des Deputationstages durch den Kaiser bzw. König mit dem Hin- weis, es sei „billich, das hierbei irer baider Mten als der heupter nicht also gar vergessen solte werden“465. Ebenso verteidigte der Fürstenrat das von Zasius eingebrachte Verbot, gardende Knechte anzunehmen, gegen die Kritik, dadurch würde die fürstliche Handlungsfreiheit beschnitten, mit der Klarstellung, das Verbot gelte auch für Kaiser und König466. Am 29. August war diese Verhandlungsrunde abgeschlossen. Nachdem die Städte informiert und ihre Änderungswünsche abgelehnt worden waren467, konnte am 30. August die Übergabe der Ständebedenken zum „Profanfrieden“ und zur Kammergerichtsordnung an den König stattfinden. Wie versprochen 459 HStA Marburg, PA Nr. 1208, fol 135r 460 Kopie des Fürstenratsbedenkens in NWStA Münster, FML 473 Bd. 151, fol 328–382; die ge- nannten Punkte fol 335r, 336v, 337v, 342r; vgl. Kohler, Sicherung, S. 160. 461 vgl. Laufs, Reichskammergerichtsordnung, S. 25f; eingehend jetzt Rößner, S. 264ff. 462 Ernst, Bw. 3, S. 271f. 463 Zum Streit zwischen den Kurien, welcher Entwurf besser geordnet sei, Kohler, Sicherung, S. 159f. 464 Vgl. Kohler, Sicherung, S. 160f. 465 Ernst, Bw. 3, S. 299f. und S. 298 Anm. 2 466 Ernst, Bw. 3, S. 300; in dieser Fassung ist es als § 52 in den Reichstagsabschied eingegangen. 467 Kohler, Sicherung, S. 161f.; J. Müller, S. 258ff. In der zwischen den oberen Kurien offenen Frage traten die Städte wie der Fürstenrat für die Berufung durch den Kaiser ein. CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Title
Ferdinand I. als Kaiser
Subtitle
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Author
Ernst Laubach
Publisher
Aschendorff Verlag
Location
Münster
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
786
Keywords
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Category
Biographien
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