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Das Finale des Reichstages 127
gen den Frieden wie vereinbart abzuschließen576. Die Berufung auf frühere
Reichsabschiede wies der König mit der Bemerkung zurück, wenn man damals
als ihre Absicht erkannt hätte, konvertierende Geistliche bei ihrer weltlichen
Regierung zu belassen, „wurd man sunder zweyvel dogegen auch fursehung
geton haben“; außerdem habe es sich um befristete Abmachungen gehandelt,
jetzt aber solle der Friede „bestendig und ewig sein, darumb sie sich mit den
vorigen gar nit zu behelfen“577. Er nutzte also sein jüngstes Zugeständnis so-
gleich als Waffe und machte im Laufe der Verhandlung nochmals deutlich, daß
die Annahme auch des Geistlichen Vorbehaltes Voraussetzung für den „ewi-
gen“ Frieden sei578. Um die Unbilligkeit der protestantischen Forderung zu
erweisen, wurde das in der Hauptsache unwiderlegbare Argument eingesetzt,
bisher habe ein von seinen geistlichen Aufgaben Resignierender selbstverständ-
lich auf die damit verbundenen Benefizien verzichten müssen, eine Ehrminde-
rung sei damit aber nicht verbunden gewesen579. Ferdinand selbst gebrauchte
das Bild von einem Söldner, der nach seiner Anwerbung lieber Brot backen, das
Handgeld aber behalten wolle, und scheute vor den Ausdrücken Raub und
Diebstahl für die geargwöhnte Zweckentfremdung der Stiftungen nicht zu-
rück580. Ironisch fügte er hinzu, man solle nicht darum, daß ein sein Amt Ver-
lassender auf seine Einkünfte verzichten müsse, sondern „vill mer darumb ain
gewissen schopffen, wann er wider der stiffter fundation und willen und wider
gemainer recht ordnung sich understeete, ainer Prelatur oder Benefitii nuzung
zu empfahen, und das ihenig so er derselben Prelatur oder Benefitii halber zu
thuen schuldig, nit allein nit thuet, sondern zu thuen verachtet, und fur unrecht
hellt“581. Wie Ferdinand die Tragweite der gegnerischen Forderung einschätzte
und wie deutlich er wurde, zeigt der von Hornung notierte Satz: „Dann es
wurde doraus ausdilgung der religion, so ir Mt. und der meiste teyl der Chri-
stenheit fur recht, war und catholisch hielten, ervolgen und dargegen die ander
religion gepflanzt, so sie doch selbst begert und bewilligt hetten, das man beide
religionen sollt bleiben lassen bis zu endtlicher christlicher vergleichung“582.
Die stärksten Waffen aber, die Ferdinand in dieser Debatte einsetzte, waren die
Erklärung, hier nachzugeben überschreite die ihm vom Kaiser gegebene Voll-
macht, sowie am Ende seiner eigenen Rede die Berufung auf sein eigenes Ge-
wissen, gegen das er so wenig handeln könne und wolle wie die Protestanten
gegen das ihrige, endlich, verbunden mit der Wiederholung der Ankündigung,
den Reichstag sonst zu prorogieren, die Zuweisung der Verantwortung für ein
Scheitern an die Gegenseite: „so verhoff ir Mt., das meniglich inen den unglimpf
zumessen und die schuld geben und ir Mt. fur entschuldigt halten wurd. Dann
576 Ernst 3, S. 317; Lutz/Kohler, S. 123; im sächsischen Bericht nur indirekte Erwähnung (Ranke,
Reformation 6, S.298).
577 Lutz/Kohler, S. 125
578 „Und auf den fall so bewilligt ir Mt. den anhang beim achten artikel von dem ewigen unbeding-
ten frieden“ (Lutz/Kohler, S. 126).
579 Lutz/Kohler, S. 125; Ferdinands Brief an Karl (wie Anm. 560), S. 5
580 Ranke, Reformation 6, S. 298 u. 299; Ernst, Bw. 3, S. 316 (furtum et rapina); vgl. auch den Straß-
burger Bericht (PCSS 5, S. 650f); Wolf, Religionsfrieden, S. 159f
581 So in seinem Bericht an Karl (wie Anm. 560), S. 5
582 Lutz/Kohler, S. 125f
CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Title
- Ferdinand I. als Kaiser
- Subtitle
- Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Author
- Ernst Laubach
- Publisher
- Aschendorff Verlag
- Location
- Münster
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-402-18044-0
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 786
- Keywords
- Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
- Category
- Biographien