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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Page - 137 -
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Page - 137 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

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Das Finale des Reichstages 137 Ferdinand erkannte sofort die Risiken, die mit Karls Absicht verbunden wa- ren, und lehnte ihre Ausführung ab, wobei ihm die gegebene Situation in Augs- burg zustatten kam. Pfintzing speiste er mit der Erklärung ab, ein derartiger Versuch würde heillose Verwirrung stiften639. Außerdem hat er wohl darauf hingewiesen, daß der Reichstag für diesen Staatsakt nicht zuständig sei, sondern allein die sämtlich nicht anwesenden Kurfürsten640. In der nächsten Zeit war er bemüht, Karl von seiner Absicht abzubringen. Das die improvisierte Aktion auslösende Motiv Karls war auch gar zu durchsichtig und für Ferdinand im Blick auf Verlauf und Ergebnis des Reichstages unannehmbar. Die Berufung auf die vom Kaiser erteilte Vollmacht, derentwegen er gewisse Grenzen nicht überschreiten könne, war etliche Male sein Schutzschild gewesen, um zu weit- gehend erachtete Forderungen der Protestanten abzuwehren. Wenn sich Karl V. vor der Verkündung des Abschiedes zurückgezogen hätte, wäre eine Neuer- öffnung der Diskussion seitens der Protestanten nicht auszuschließen gewesen, und niemand hätte es Ferdinand abgenommen, daß er von der Absicht des Bru- ders überrascht worden sei. Hätte er den Abschied jetzt auf einmal nur in sei- nem eigenen Namen erlassen wollen, so wären seine Glaubwürdigkeit und po- litische Reputation erheblich beschädigt worden, was sich auf seine künftige Position als Reichsoberhaupt mit großer Wahrscheinlichkkeit nachteilig ausge- wirkt hätte. In seinem nach Pfintzings Audienz geschriebenen Brief hat Ferdi- nand zweifellos mit reiflicher Überlegung formuliert: „So haben wir die sachen lenger nit verziehen sonder in Crafft E.L. etc. uns gegebener volmacht und haimstellung zum beschluß greiffen muessen“641. Wohl war er bereit, vor Gott und dem Kaiser die persönliche Verantwortung für die Ergebnisse des Reichs- tages zu übernehmen, die reichsrechtliche aber mußte bei Karl V. bleiben642. Und so wurden die Beschlüsse des Augsburger Reichstages zwar von König Ferdinand verkündet, aber in der Narratio und an mehreren anderen Stellen des Abschiedes war klargestellt, daß er als Vertreter des Kaisers gehandelt hatte643. In seiner letzten kurzen Ansprache während der Schlußsitzung bekannte Ferdinand sich auch öffentlich zum Religionsfrieden, indem er die Stände bei- der Konfessionen ermahnte, die Abmachungen einzuhalten644. Gesprächsweise äußerte er das Urteil, seit den Tagen Kaiser Maximilians sei kein Reichstag 639 „...que cela eust cause quelque plus grande confusion aux affaires publicques“ (so die Wiederga- be im Brief Karls an F., 19.10.55, Lanz, Corr. 3, S. 688) 640 HHStA Wien, RK Rig 36, fol 7r-8r: Ferdinands „Erster Furtrag“ in Frankfurt am 25.2.1558. Darauf berief sich Ranke, Reformation 5, S. 327f 641 HHStA Wien, RK, RelA 25 Konv. 3, fol 104v 642 G. Turba stellte die These auf, Ferdinand habe den Religionsfrieden ohne kaiserliche Vollmacht abgeschlossen, ja während des ganzen Reichstages ohne eine solche agiert (Beiträge 3, S. 249– 251); Turba berief sich dabei auf Karls mehrfach geäußerte Abneigung gegen den Religionsfrieden und den Abdankungsversuch, übersah aber, daß der Kaiser die generelle Vollmacht für Ferdinand nie ausdrücklich zurückgezogen hat. Rassow, Karl V., S. 71, sowie Reichstage, S. 282, und seine Schülerin Krämer, S. 87ff, haben Turbas These übernommen. Ihre Unhaltbarkeit stellte zu Recht fest Lutz, Christianitas, S.365 Anm. 156 u. S.436 Anm. 114. 643 Es handelt sich um feste Formeln; sie sind in den Abschieden der von Ferdinand geleiteten Reichstage der Jahre 1542 und 1543 nahezu wortgleich enthalten. 644 Ernst, Bw. 3, S. 337 Anm. 7. Abwegig ist die Behauptung von Fichtner, Ferdinand, S. 216, Fer- dinand habe den Abschied nicht ratifiziert. CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Title
Ferdinand I. als Kaiser
Subtitle
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Author
Ernst Laubach
Publisher
Aschendorff Verlag
Location
Münster
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
786
Keywords
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Category
Biographien
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