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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
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Kapitel 2: Der Regensburger Reichstag148 den; diese dritte Frage barg indirekte Kritik, daß August die von seinem Bruder Moritz praktizierte Kooperation mit Ferdinand zur Sicherung des Friedens nicht fortgesetzt hatte43, und wurde auch so verstanden. (4) Die persönliche Anwesenheit des Kurfürsten sei sehr wichtig, weil die Dinge sonst nicht „fugli- chen mechten zu erledigen sein“44. Die beiden ersten Fragen zeigen Ferdinands Interesse zu ergründen, wessen er sich von August bei den zentralen Gegen- ständen des Reichstages zu versehen hatte, und lassen auch seine Zweifel an der Möglichkeit erkennen, das ursprünglich gesteckte Ziel zu erreichen. Der vorsichtige Kurfürst antwortete nicht sofort, sondern erbat sich die Fra- gen schriftlich sowie einige Stunden Bedenkzeit, um mit seinen mitgebrachten Beratern Rücksprache zu nehmen45. In seiner Antwort ließ August keinen Zweifel daran, daß er für die Lösung der inhaltlichen Streitfragen über den Glauben keine Chance sah: Er sprach von „wenig hofnung“, ja er warnte Ferdi- nand, sich zu stark dafür zu engagieren oder inhaltliche Vorgaben zu machen – womit er vielleicht auf das Interim anspielte; das würde nur Mißtrauen säen und sich nachteilig für die Türkenhilfe auswirken; damit bestätigte er indirekt die Warnungen der rheinischen Erzbischöfe. Großen Wert legte er darauf, Ferdi- nand auf Befürchtungen hinzuweisen, der Papst wolle den Kaiser zur Kassie- rung des Religionsfriedens bewegen, der doch die Basis für neue Vertrauensbil- dung im Reich sei, und folgerte, zu starkes Drängen auf die Religionsverglei- chung könne leicht als Infragestellen des Religionsfriedens ausgelegt werden. Darum empfahl er, da die Religionssache nun einmal zum Programm des Reichstags gehöre, äußerste Behutsamkeit. Die Notwendigkeit der Türkenhilfe erkannte August grundsätzlich an, ohne sich zu mehr verpflichten zu wollen, als die anderen Stände leisten würden; er riet dem König, den Reichstag nicht nur über die Situation an der Front, sondern auch über seine Abwehrpläne zu informieren und sich um die Hilfe „fremder Potentaten“ wie den Kaiser, den Papst, italienische Fürsten, Philipp II. und den König von Polen zu bemühen. Den Reichstagsbesuch lehnte er wegen anderer Verpflichtungen ab und deutete Zweifel an, ob die persönliche Präsenz des Königs dort so nötig sei. Offensicht- lich wollte August die Wichtigkeit des Reichstages herunterstufen. Die Stellungnahme des Kurfürsten brachte Ferdinand wichtige Aufschlüsse. Aus dessen Kennzeichnung des Religionsfriedens als Basis künftiger Reichspo- litik, die keinesfalls zur Disposition gestellt werden dürfe, und seiner Unlust zu den theologischen Auseinandersetzungen durfte gefolgert werden, daß der Sachse selbst nicht beabsichtigte, den Religionsfrieden erweiternde Forderun- gen anzumelden. Aus dem Hinweis, andere könnten möglicherweise ein Junk- tim zwischen der Bewilligung einer Türkenhilfe und neuen Zugeständnissen in der Religionsfrage herstellen – der für Ferdinand ja nichts grundsätzlich Neues beinhaltete – konnte man eine Distanzierung heraushören, zumal der Wettiner die Pflicht zur Unterstützung gegen die Türken einräumte. Die von Jonas vor- 43 Zur Kooperation zwischen Ferdinand und Moritz vgl. Laubach, König Ferdinand, S. 172ff. 44 Die beiden restlichen Fragen betrafen Einzelheiten der sächsisch-böhmischen Beziehungen und wurden vom König selbst als „zufällig“ bezeichnet. 45 Um keine Zeit zu verlieren, wiederholte Ferdinand anstelle der Niederschrift seine Ausführun- gen gegenüber Augusts Rat Mordeisen. CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Title
Ferdinand I. als Kaiser
Subtitle
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Author
Ernst Laubach
Publisher
Aschendorff Verlag
Location
Münster
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
786
Keywords
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Category
Biographien
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Ferdinand I. als Kaiser