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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
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Page - 161 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

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Die erste Phase des Reichstages 161 habsburgischen Räten keinen größeren Manövrierraum, weil Ferdinand, dessen Antwort danach endlich eingetroffen war, die Vorschläge nicht in dem Maße gebilligt hatte, wie Zasius gehofft hatte. Die vom König erstrebte Vertagung der Religionsfrage war angesichts der Haltung der Protestanten allerdings illusorisch, so daß die Kommissare sich entschlossen, diese Alternative gar nicht mehr zu erwähnen, sondern nur noch von gleichzeitiger Behandlung beider Punkte oder Bevorzugung der Türken- hilfe zu sprechen120. Obwohl Zasius mit immer neuen Argumenten aufwartete, weder der Verweis auf positive psychologische Folgen, die der Beginn der Be- ratungen über die Reichshilfe auf die Truppen Erzherzog Ferdinands in Ungarn haben würde, noch die ärgerliche Bemerkung, wenn man die Türkenhilfe zu- rückstelle, müsse der König daraus schließen, daß man sie ihm verweigern wol- le, fruchteten121. Resigniert konstatierte Zasius wegen des sich versteifenden Streits in beiden Kurien über die Reihenfolge den totalen Zusammenbruch der in der Juli-Instruktion zugrundegelegten Theorie: Wer den König zu seiner Meinung „verwännt und vertröstet“ habe, die Protestanten würden der Tür- kenhilfe keine Schwierigkeiten machen und die Vertagung der Religionsfrage passieren lassen, wüßten sie nicht, doch geschehe in Regensburg das Gegenteil, ja noch schlimmer, die gutwillige protestantische Minderheit werde dem Druck der Mehrheit, daß die Türkenhilfe bis zur Gewährung der „Freistellung“ zu- rückgestellt werden solle, nicht standhalten. Auf Zasius’ Vorhaltung, die Be- handlung jener Einzelfrage vor der Einigung über den Weg zur grundsätzlichen Religionsvergleichung heiße „den waagen für die ross anspannen“, habe „Ni- kodemus“ jetzt erwidert, „die glockhen were gegossen, das dises vor enntlicher erledigung ja anfahung der haubtsächlichen religion ainmal gehanndlt und zu ennde abgehanndlt werden mußt“, und zwar auf diesem Reichstag, oder man werde unverrichteter Dinge auseinander gehen. Einen Ausweg aus der prekären Situation sah Zasius nur noch darin, daß Ferdinand oder sein Sohn Maximilian die Dinge in Regensburg umgehend persönlich in die Hand nähmen122. Während Zasius diese pessimistische Schilderung zu Papier brachte, war Ferdinand dem Vorschlag „Colloquium nach dem Reichstag“ insofern näher getreten, als er den Auftrag erteilte, vertrauliche Gespräche mit den Bayern und anderen katholischen Ständen über die Modalitäten aufzunehmen123 – mögli- cherweise nach Diskussionen mit Maximilian, der ein Colloquium befürworte- Schulze, Reich, S. 114 u. S. 128, hat den Verfahrensstreit so stark zusammengezogen, daß die taktische Intention des habsburgischen Rates verloren gegangen ist. 120 Bericht v. 24.9. (wie Anm. 113); die Kommissare hatten deutlich Skrupel, von ihren Instruktio- nen abzuweichen. Andererseits kritisierte Zasius nochmals die ihnen auferlegte Zurückhaltung: Es wäre besser gewesen, wenn der König im ersten Votum Österreichs seine Meinung offenbart hätte, „wie denn solches auch nitt allain der sachen an ir selbst nutzlicher und furtreglicher ge- wesen, sonder allerhand vordenckens, des sich sonst darundter beywohnen mag, abgeschnitten hett“ (fol 128v). 121 HHStA Wien, MEA RK 43, S. 89; Ernst, Bw. 4, S. 169 122 Ebda, fol 137r-141r: Bericht v. 27.9.1556 (Or.); die Zitate fol 137v bzw. 140v 123 Auch diese Weisung (vom 27. 9.) ist verloren, vgl. Bundschuh, S. 151 Anm. 96. Die Anordnung ergibt sich aus der Weisung vom 3.10., längeres Zitat ebda, Anm. 97. CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Title
Ferdinand I. als Kaiser
Subtitle
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Author
Ernst Laubach
Publisher
Aschendorff Verlag
Location
Münster
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
786
Keywords
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Category
Biographien
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