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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Page - 163 -
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Page - 163 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

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Die erste Phase des Reichstages 163 sen ließ, der nach Einstellung und Instruktion Ferdinands Absichten nur be- hindern konnte, lehnte doch Paul IV. jeden selbständigen Versuch, sei es Collo- quium oder Verhandlung am Reichstag selbst, entschieden ab. Sich auf die Umfunktionierung des Tagesordnungspunktes „Religion“ zu ei- ner neuen Auseinandersetzung über die „Freistellung“ einzulassen, lag Ferdi- nand nach wie vor fern. Für ihn waren die rechtlichen Konsequenzen aus der Glaubensspaltung im Religionsfrieden erschöpfend geregelt. In demselben Schreiben, das seine Vorstellungen von den Aufgaben des Religionsausschusses skizzierte, befahl er, jede Erörterung der Freistellung energisch zurückzuwei- sen: Es sei doch abwegig, diese Einzelfrage vorwegnehmen zu wollen, die sich von selbst erledige, wenn man das Kernproblem, nämlich die Überwindung der „spaltigen religion“, gelöst habe130. Außerdem beschritt Ferdinand wie im Vorjahr den Weg, den Wortführern der Opposition seinen Standpunkt direkt klarzumachen. Sowohl Ottheinrich als auch Christoph mußten sich von seinem Gesandten Neidegg vorhalten lassen, der König habe „nit mit geringer be- schwerung“ vernommen, daß durch die unzeitige Forderung nach Freistellung die Reichstagsarbeit verzögert worden sei, und wurden ersucht, ihre Vertreter anzuweisen, die gleichzeitige Beratung von Türkenhilfe und Religionsfrage im Sinne „einhelliger vergleichung solcher religion“ zu fördern131. Natürlich ver- teidigten beide Fürsten ihre Haltung132. Dennoch blieb diese Mahnung nicht ganz wirkungslos: Christoph legte dem Kurfürsten danach nahe, sich auf dem Reichstag in der Türkenhilfe nicht zu isolieren133; im November gewährte Ott- heinrich seinem neuen Gesandten, Eberhard von der Thann, so viel Spielraum, daß der Eintritt in die Sachverhandlungen möglich wurde, zumal auch Kursach- sen den bisherigen Konfrontationskurs des Pfälzers nicht mittragen wollte134. Damit war der pfälzische Versuch, ein Junktim zwischen Türkenhilfe und Ge- währung der Freistellung zu konstruieren, für diesmal – nicht zuletzt dank der indirekten Kooperation Kursachsens – abgewehrt. Es gelang Ferdinand, die Trennung der beiden Themen während des Reichstages durchzuhalten. Unter dem Eindruck der nächsten Berichte bekräftigte Ferdinand einerseits seine Weisung, die Diskussion über die Freistellung abzulehnen, genehmigte August (Or. mit eigh. Nachschrift ebda, fol 28r-31r) bzw. Joachim (Konzepte in HHStA Wien, RK RTA 38, fol 76–78 bzw. 96–97). 130 Weisungen Ferdinands vom 3.10. und vom 8.10.1556 in HHStA Wien, RK RTA 37, fol 170r- 172r bzw. fol 188r-189r (Konzepte). 131 Die Instruktion für Neidegg im Auszug bei Wolf, Protestanten, S. 272f; Regest bei Ernst, Bw. 4, S. 189f; vgl. Kurze, S. 98 Anm. 30, Kugler 2, S. 29f. Ferdinand widerstand der Versuchung, Ott- heinrich durch Verweigerung der beantragten Regalienverleihung gefügig zu machen, was Zasius angeregt hatte (Kurze, S. 22; Zasius’ Anregung im Bericht vom 13.10.1556 (wie Anm. 140), fol 213r). 132 Christophs Antwort referiert Ernst, Bw. 4, S. 190 Anm. 2; die Neidegg übergebene Antwort in HHStA Wien, RK RTA 37, fol 246–250 ist durch Wasserschaden weithin unleserlich. Die Ant- wort Ottheinrichs referiert Kurze, S. 98 Anm. 30. 133 Ernst, Bw 4, Nr. 165, S. 194f: Christoph an Ottheinrich, 25. 10. 1556 134 Bundschuh, S. 161, Luttenberger, Kurfürsten, S. 271. Zasius meldete das veränderte Verhalten des Pfälzers am 21.11 (HHStA Wien, RK RTA 38, fol 66r-68r, Or.) und führte es auf Ferdi- nands Entgegenkommen zurück, die verpfändete Landvogtei Hagenau zu Ottheinrichs Lebzei- ten nicht unbedingt auslösen zu wollen (zu dieser Sache vgl. Kurze, S. 22). CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Title
Ferdinand I. als Kaiser
Subtitle
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Author
Ernst Laubach
Publisher
Aschendorff Verlag
Location
MĂĽnster
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
786
Keywords
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Category
Biographien
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