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Kapitel 2: Der Regensburger
Reichstag166
offenbar jetzt darauf ein, daß der Reichstag erst mit der Ankunft des Königs in
Schwung kommen werde.
Der Streit um die Tagesordnung konnte doch noch vorher beendet werden,
weil am 18. November die Vollmachten des neuen Kölner Erzbischofs eintra-
fen. Bis zum 24. November wurde die Resolution des Königs erörtert. Der
entschiedene Widerstand der Katholiken, insbesondere im Kurfürstenrat, gegen
jede Beratung der Freistellung, den sie damit begründeten, daß der Punkt nicht
vom König proponiert worden war147, hatte Erfolg; bei den Protestanten setz-
ten sich deshalb die kooperationswilligen Sachsen schließlich durch148. In die
Antwort der Stände wurde ihre Erklärung aufgenommen, „damit dann die sa-
chen des reichstags auch irenthalben nit umsonst blieben, wollten sie in den
beratschlagungen über die proponierten articl verner mit den andern fürschrei-
ten“, wenn auch unter Vorbehalt149. Ebenso kamen die Gespräche über die
Konstituierung des Religionsausschusses voran: Man einigte sich über die Zahl
der Teilnehmer, die von beiden Konfessionen und von den drei Kurien delegiert
werden sollten, ganz nach den Vorstellungen, die Ferdinand Anfang Oktober
skizziert hatte150. Seine Vertreter erreichten auch, daß Österreich einen Sitz
erhielt151. Am 4. Dezember konnten die Grundsätze für die Arbeit des Aus-
schusses – darunter die Festlegung, falls man zu keiner Einigung käme, sollte
der Religionsfrieden im Reichstagsabschied bestätigt werden, sowie ein Vorbe-
halt, daß dieser interkuriale Ausschuß eine Ausnahme sei – verabschiedet wer-
den152. Am nächsten Tag verständigte man sich, künftig alternierend im Religi-
onsausschuß bzw. in den Kurien über die übrigen Punkte der Proposition zu
verhandeln153.
Der Reichstag unter Ferdinands persönlicher Leitung
Obwohl Ferdinands Ankunft in Regensburg sich nochmals um zehn Tage ver-
zögerte, bewirkte ihre Ankündigung, daß wenigstens ein paar Fürsten persön-
lich gekommen waren154, allerdings nach wie vor kein Kurfürst. Schon am Tage
nach seinem Einritt schaltete der König sich in die Geschäfte des Reichstages
ein. Er ließ die Stände zu sich rufen und ihnen durch Jonas eine lange Rede
werde ja nichts Wichtiges geschehen (F. an seine Räte, Wien, 22.10.1556, in HHStA Wien, RK
RTA 37, fol 311r-312r; vgl. Westphal, S. 54).
147 Zasius war wegen dieser ihrer Haltung nicht ohne Sorge; vgl. den Bericht v. 15.11.1556 (ebda,
RTA 38, fol 47r-50r)
148 Der Durchbruch erfolgte schon in der Sitzung des Kurfürstenrats am 19.11., so das Mainzer
Protokoll (MEA RTA 43, S. 228ff). Zu den vorhergehenden innerprotestantischen Diskussionen
Wolf, Protestanten, S. 38ff; Westphal, S. 58.
149 HHStA Wien, RK RTA 38, fol 109r-111r: Antwort der Stände v. 24.11.1556, das Zitat fol 110v.
150 In seiner Weisung v. 3.10. (wie Anm. 130); vgl. Bundschuh, S. 163f
151 Ernst, Bw. 4, S. 221; Bundschuh, S. 165 mit Anm. 146
152 HHStA Wien, RK RTA 38, fol 134r-135v: „Verordnung des ausschuß auch benennung der
darzu benennten stendt den articl der religion betreffendt“; vgl. den Eintrag im Mainzer Proto-
koll zum 4.12.1556 (ebda, MEA RTA 43, S. 342ff).
153 HHStA Wien, MEA ebda, S. 346ff: Eintrag zum 5.12.1556
154 Aufzählung bei Bundschuh, S. 167
CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Title
- Ferdinand I. als Kaiser
- Subtitle
- Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Author
- Ernst Laubach
- Publisher
- Aschendorff Verlag
- Location
- Münster
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-402-18044-0
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 786
- Keywords
- Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
- Category
- Biographien