Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Page - 168 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 168 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

Image of the Page - 168 -

Image of the Page - 168 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

Text of the Page - 168 -

Kapitel 2: Der Regensburger Reichstag168 wie der Koadjutorfehde in Livland bemühen. Zum letztgenannten Punkt unter- breiteten die Stände ein paar konkrete Vorschläge161. Nachdem mehrmals Delegationen aus Ferdinands Erblanden die Türkennot vor dem Reichstag beweglich geschildert hatten162, mußte diese wenig kon- struktive Antwort provozierend wirken. Sie war auch darauf zurückzuführen, daß einige Gesandte sich zu den Einzelheiten der Türkenhilfe nicht ausreichend instruiert meinten163. Ferdinand reagierte sehr ungehalten: Nach nur kurzer Besprechung mit seinen Räten und Herzog Albrecht ließ er Jonas antworten: Um die Hilfe anderer christlicher Herrscher bemühe er sich, wie man der Pro- position entnehmen könne, seit einem halben Jahr. Er habe erwartet, daß die Stände sich nach so langer Bedenkzeit zu einer ansehnlichen Hilfeleistung bereit erklärten; anscheinend werde die Gefahr zu leicht genommen164. Außerdem werde zu wenig gearbeitet; auf früheren Reichstagen sei „wol mit mereren ernst und embsiger gehandelt worden“, nämlich vormittags vier und nachmittags ebenfalls mehrere Stunden. Ferdinand selbst verschärfte diese Standpauke noch: Es sei zu wenig, täglich nur drei Stunden zu beraten, auch sei die Unpünktlich- keit ein Ärgernis. Seine Erwartung brachte er auf die Formel „je grösser und beharrlicher aber die hilff je besser es wäre“. Eine Entgegnung der Stände ließ er nicht zu165. Die Empfehlungen der Reichsstände zur Beilegung des Konflikts in Liv- land166 wurden am nächsten Tag von Ferdinand im großen und ganzen akzep- tiert. Danach sollten die streitenden Parteien schriftlich ermahnt werden, ihre Truppen zu entlassen, und der Ordensmeister sollte den gefangenen Erzbischof von Riga gegen Kaution freigeben; die strittigen Fragen sollten vor einer De- putation des Reiches, die am 1. April 1557 in Lübeck zusammentreten sollte, verhandelt werden167. Ferdinand, der sich seit dem Sommer bemühte, durch schriftliche Mahnungen eine Ausweitung zu verhindern, hatte schon vor zwei Monaten seine Reichstagskommissare instruiert, eine gemeinsame Gesandt- schaft von König und Reichstag sowie die Mitwirkung der Könige von Däne- mark und Polen bei einer Vermittlung zur Diskussion zu stellen168. Darauf griff er zurück und schlug die sofortige Bildung einer Kommission vor, die schon früher und in einem näher an Livland gelegenen Ort zusammentreten oder sich 161 Die Zugehörigkeit Livlands zum Reich war damals unstrittig; s. Kapitel 10, S. 681 Anm. 505. 162 Zuletzt am 1.12. 1556 (HHStA Wien, MEA RTA 43, S.322–324: Mainzer Reichstagsprotokoll; ebda, fol 59–62: Kopie der Werbung). 163 So die Mainzer (wie Anm. 158) 164 Als Beweis für die Größe der Gefahr diente die Nachricht, der Sultan sei am 20. Oktober ins Feldlager nach Adrianopel aufgebrochen; Ferdinand wiederholte sie in seiner Ansprache. 165 HHStA Wien, RK RTA 39, fol 503v-507v: Protokoll zum 18.12.56. Das Regest des württember- gischen Berichts (Ernst, Bw. 4, S. 231) läßt die bittere Reaktion des Königs nicht erkennen. 166 vgl. Kapitel 10, S. 681 167 SHStA Dresden, Loc 10193, fol 142–147: Resolution Ferdinands zum Livland-Bedenken der Stände, übergeben am 20.12.1556; dgl. HHStA Wien, MEA RTA 43, fol 100r-103v (Kopie); nach dem Bericht der Mainzer Gesandten, dem sie beigefügt war, wurde sie schon am 19.12. überge- ben (fol 84r). Zu den Beratungen der Stände vgl. das Protokoll (wie Anm. 156), bes. fol 490v- 492r + 495r/v. 168 HHStA Wien, ebda 37, fol 304r-306r: Weisung v. 21.10.1556 (Konz.) CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
back to the  book Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V."
Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Title
Ferdinand I. als Kaiser
Subtitle
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Author
Ernst Laubach
Publisher
Aschendorff Verlag
Location
MĂĽnster
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
786
Keywords
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Category
Biographien
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Ferdinand I. als Kaiser