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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
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Page - 172 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

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Kapitel 2: Der Regensburger Reichstag172 der Religionsfrieden selbst keinesfalls – wie einmal von Braun geäußert – zur Disposition stünde. Zasius sah sich genötigt, den Vorwurf zurückzuweisen, ein Colloquium müsse zur Absonderung von den anderen Nationen führen oder gar „die teutsche Nation inn ain universal scisma setzen“181 – Mainz hatte die- sem Argument sogar den politischen Akzent gegeben, ein Alleingang der Deut- schen sei im Blick auf die Türkengefahr nicht ratsam –, vielmehr sei dieser Weg schon vor Jahrhunderten gebraucht worden. Wiederum sekundierte Hundt, die Vorschläge des Colloquiums sollten ja hinterher „via ordinaria approbiert wer- den, und solche approbation [werde] an gepürlichen orten zu suchen sein“182. Zasius war es auch, der am 16. Dezember Schluß der Debatte beantragte und vorschlug, eine „gespaltene“ Resolution an den Reichstag zu übermitteln. Daß die Mehrzahl der abgegebenen Voten im Prinzip das Colloquium favorisierte, war insofern ohne Belang, als schon im Passauer Vertrag niedergelegt worden war, bei der Erörterung der Religionsvergleichung dürfe keine Majorisierung erfolgen183. Kurfürsten- und Fürstenrat vermochten den prinzipiellen Dissens nicht aufzuheben, so daß dem König am 20. Dezember ein zwiespältiges Be- denken der Stände vorgetragen wurde184. Darin war zuerst ihre Übereinstimmung zum Ausdruck gebracht, daß Na- tionalkonzil und Reichsversammlung keinen Erfolg versprächen. Sodann wur- den die beiden Positionen zum Generalkonzil referiert sowie das Eintreten aller weltlichen Fürsten – also auch der katholischen – für ein Colloquium, wobei die Erwähnung dieser Alternative in der Proposition des Augsburger Reichsta- ges als Argument dafür eingesetzt wurde, daß der König den Vorschlag billigen möge. Als Einwand gegen das von den Bischöfen befürwortete Generalkon- zil185, das als grundsätzlich richtiger und gebräuchlicher Weg anerkannt wurde, wurde neben der spannungsvollen politischen Lage in Europa auch angeführt, es sei bei den letzten Konzilien, besonders aber in Trient, zu „Unrichtigkeiten“ gekommen. Ferdinand stellte baldige Beantwortung in Aussicht, wurde aber zwei Tage später von den Protestanten mit einer Supplikation konfrontiert, in der sie nach einem grundsätzlichen Bekenntnis zum Augsburger Religionsfrieden ihren Antrag wiederholten, daß den geistlichen Fürsten der Übertritt zur Augsburgi- schen Konfession ohne irgendwelche Nachteile gestattet werden bzw. der den „Geistlichen Vorbehalt“ beinhaltende Artikel aufgehoben werden sollte, und die Einlösung seiner Ankündigung vom 22. Oktober anmahnten, nämlich sich zu ihrem Verlangen nach „Freistellung“ zu äußern. Neue Argumente trugen sie 181 HHStA Wien, RK RTA 32, fol 336r/v (Protokoll zum 14.12.1556) 182 Vgl. Bundschuh, S. 182 Anm. 40 u. 41. Der Nachsatz in Hundts Votum könnte andeuten, daß sogar um päpstliche Approbation nachgesucht werden sollte. – Das Zusammenspiel mit Bayern ist m.E. auf den direkten Einfluß Ferdinands auf seinen Schwiegersohn zurückzuführen, wäh- rend Bundschuh (S. 180) meint, hier hätten sich Zasius’ gute Kontakte zu Albrecht ausgezahlt. 183 Vgl. Schlaich, Maioritas, Teil 2, S. 143. Falsch Hollerbach, S. 213: „Der Antrag der Evangeli- schen Stände wurde durch Stimmenmehrheit zum Beschluß erhoben und dem König vorgelegt.“ 184 HHStA Wien, RK RTA 38, fol 149–151; ebda 36, fol 23r-24r; weitere Überlieferung bei Bund- schuh, S. 191 Anm. 71 185 Die Protestanten hatten durch Einfügung des Attributs „frei“ ihre Vorstellung von einem papstfreien Konzil hineinschmuggeln können. CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Title
Ferdinand I. als Kaiser
Subtitle
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Author
Ernst Laubach
Publisher
Aschendorff Verlag
Location
MĂĽnster
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
786
Keywords
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Category
Biographien
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