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Kapitel 2: Der Regensburger
Reichstag194
Vorgänge im September 1555 voll aufrechthielt und mit der Erklärung ergänzte,
es „gebühre“ ihm nicht, an dem einmal beschlossenen Religionsfrieden dieses
Punktes wegen „einige Veränderung vorzunehmen“319. Er fügte hinzu, selbst
wenn noch die Situation vor der Aufrichtung des Religionsfriedens bestünde,
würde er sich in dieser Frage nicht anders verhalten – „daß Ihre Majest. sich
darinnen anderst noch weiter nicht einlassen könte noch möchte“. Die ab-
schließende Aufforderung, die Sache nun ruhen und den Religionsfrieden un-
angefochten zu lassen, rundete er mit dem Hinweis auf das Religionsgespräch
ab, das hoffentlich die Einigkeit im Glauben bringen werde.
Während Wiguleus Hundt besorgt protestantische Äußerungen registrierte,
man würde ohne die Freistellung keine Türkenhilfe leisten320, war Zasius auf-
grund vertraulicher Informationen zuversichtlich, die Evangelischen würden
„von sollches puncten wegen die ubrigen erledigten und beschlossen sachen
entlich auch nit irritieren oder zerrütten“, sondern es bei einem Protest in der
Schlußsitzung des Reichstags bewenden lassen321. Er sollte letztlich recht be-
halten. Zwar erklärten die Protestanten im Fürstenrat am 1. März , als die Tür-
kenhilfe auf der Tagesordnung stand, noch einmal, vor Erledigung ihres An-
trags auf „Freistellung“ könnten sie sich auf keine Beschlüsse einlassen, aber das
blieb eine leere Geste322. In den nächsten Tagen wurden nicht nur der Rahmen
des Colloquiums und die Türkenhilfe abschließend behandelt, wobei letztere
den Gesandtschaften aus Ungarn und Österreich schon fest zugesagt wurde323,
sondern auch die restlichen Punkte der Proposition. Sie hatten als Ergebnis
zwei königliche Mandate: Das eine verbot unter Berufung auf den Landfrieden
erneut sämtliche Ansammlungen von Truppen sowie den Eintritt in fremde
Kriegsdienste, sofern sie gegen das Reich, den Kaiser oder einzelne Stände ge-
richtet waren; das andere untersagte die Ausfuhr bestimmter Münzsorten und
den Verkauf von Prägestätten324. Mit der Ankündigung, er müsse am 21. März
in Prag den böhmischen Landtag eröffnen, trieb Ferdinand nochmals zur Eile
an325 und erreichte, daß am 14. März (einem Sonntag) die Endredaktion („Ab-
hörung“) des Abschieds vorgenommen wurde326. Zwei Tage zuvor hatten die
Protestanten ihren erwarteten Protest eingereicht, den sie auch offiziell zu
Protokoll nehmen ließen327. Darin wurde wiederholt, daß die Fürsten der
Augsburgischen Konfession in den „Geistlichen Vorbehalt“, der dem Religi-
onsfrieden „zugesetzt“ sei, „niemals gewilligt, auch nachmals ires gewissens
halben nicht willigen konen oder wolten“; mit der Erklärung, gegebenenfalls
würden sie auch nicht „mit der Tat“ helfen, einen zu ihrer Konfession überge-
319 HHStA Wien, RK RTA 38, fol 391r-392v (ohne Datum); gedruckt (mit Datum 27.2.) bei Leh-
mann 2, S. 153f (das folgende Zitat S. 153 rechts); Inhaltsangabe bei Wolf, Protestanten, S. 57f
320 Brief an Herzog Albrecht v. 26.2.1557 (Mayer, S. 230)
321 Brief an Maximilian v. 27.2.1557 (wie Anm. 272), fol 545r
322 HHStA Wien, MEA RTA 43, S. 791ff
323 Ebda 42, fol 124r: Aktennotiz zm 5.3.1557; in RK RTA 39, fol 743r-745v die (lateinische) Ant-
wort der Stände an die Ungarn.
324 Gedruckte Exemplare der beiden Mandate v. 15.3.1557 ebda, RK RTA 39, fol 36 u. 37
325 Ebda, MEA RTA 42, fol 130r: Aktennotiz zum 8.3.1557
326 Mainzer Reichstagsprotokoll (ebda 43, S. 829)
327 Ebda, S. 839. Zu ihrer Taktik vgl. Ernst, Bw. 4, S. 278
CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Title
- Ferdinand I. als Kaiser
- Subtitle
- Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Author
- Ernst Laubach
- Publisher
- Aschendorff Verlag
- Location
- Münster
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-402-18044-0
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 786
- Keywords
- Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
- Category
- Biographien