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Nachspiel: Ferdinand und das Wormser Religionsgespräch 197
te339, hielt Philipp seinen Einspruch gegen die Mitwirkung von Theologen aus
Loewen nicht weiter aufrecht340. – Bei einigen der vorgesehenen Teilnehmer
stieĂź Ferdinand ebenfalls auf Widerstand. Den des als Collocutor vorgesehenen
Kölner Domherrn Johann Gropper konnte er nicht überwinden341. Da Gropper
die durch den Passauer Vertrag und den Augsburger Religionsfrieden im Reich
angebahnte Entwicklung sehr negativ beurteilte342, war seine Haltung ange-
sichts der im Abschied des Reichstages festgelegten Prämissen für das Gespräch
folgerichtig.
Den Vorsitz des Colloquiums hatte Ferdinand nicht selber ĂĽbernehmen
wollen. Sein Selbstvertrauen, im Zusammenwirken mit den einfluĂźreichsten
Fürsten die religiöse Einigkeit im Reich doch noch zustandebringen zu können,
erstreckte sich nicht auf das dogmatische Streitgespräch der Theologen.
Gleichwohl stellt sich die – unbeantwortbare – Frage, ob er, wenn seine per-
sönliche Autorität zum Einsatz gekommen wäre, den schnellen Zusammen-
bruch des Wormser Religionsgesprächs nicht hätte verhindern können. Indes-
sen brachten die von ihm mit der Leitung beauftragten Persönlichkeiten alle
Voraussetzungen dafür mit, ein in schiedlichem Geiste geführtes Gespräch –
wie es der Abschied bestimmte – erfolgreich zu lenken. Der zunächst als Präsi-
dent vorgesehene, noch junge Bischof von Speyer, Rudolf von Franckenstein,
war zwar in der Reichspolitik noch nicht hervorgetreten, erfreute sich aber
eines sehr guten Rufes; wegen einer plötzlich ausbrechenden unheilbaren
Krankheit konnte er das Amt dann nicht ĂĽbernehmen343. Daraufhin ĂĽbertrug
Ferdinand das Präsidium dem Naumburger Bischof Julius Pflug, der bisher als
Collocutor nominiert war. Nicht nur wegen seiner theologischen Bildung und
Ăśberzeugung war Pflug zweifellos geeignet, auch seine reichspolitischen An-
sichten waren denen Ferdinands verwandt, wie sich besonders während des
Augsburger Reichstages von 1547/48 gezeigt hatte. Beim letzten Religionsge-
spräch in Regensburg hatte Pflug schon kurzfristig als dritter Präsident am-
tiert344. Zu seiner UnterstĂĽtzung berief Ferdinand den Reichsvizekanzler Seld,
der sich auf seinen GĂĽtern bei MĂĽnchen aufhielt, darauf wartend, den letzten
Auftrag Kaiser Karls V. – die Bekanntgabe der Abdankung – ausführen zu
können. Diese Wahl Ferdinands dürfte von mehreren Gesichtspunkten be-
stimmt worden sein: Seld hatte 1553/54 ein Religionsgespräch befürwortet345,
mithin durfte erwartet werden, daĂź er sich fĂĽr einen erfolgreichen Verlauf ein-
setzen würde; Ferdinand kannte ihn als umsichtigen Unterhändler; seine Teil-
nahme mochte schließlich den Eindruck fördern, auch der Kaiser billige die
Veranstaltung.
339 Gedruckt bei Weiss 5, S. 66ff u. 77f; vgl. Wolf, Protestanten, S. 80
340 Bundschuh, S. 253f. Ferdinand hatte sich schon vor Philipps negativer Reaktion an Arras mit der
Bitte um Unterstützung des Anliegens gewandt (HHStA Wien, Belgica PA 88 (alt), fol 32–33:
F. an Arras, 9.5.1557, Konz.).
341 Bundschuh, S. 258f; allgemein zu Gropper die Monographie von Lipgens.
342 Vgl. Lipgens, S. 207, sowie Groppers Gutachten aus dem Jahre 1558 (referiert von Lutz, Refor-
matio, S. 241f).
343 Vgl. Bundschuh, S. 267
344 Pollet, Pflug, S. 200
345 Lutz/Kohler, S. 169f; vgl. Vogel, S. 34f.
CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Title
- Ferdinand I. als Kaiser
- Subtitle
- Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Author
- Ernst Laubach
- Publisher
- Aschendorff Verlag
- Location
- MĂĽnster
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-402-18044-0
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 786
- Keywords
- Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
- Category
- Biographien