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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
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Page - 234 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

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Kapitel 3: Die Übernahme des Kaisertums 1556/58234 Karls V. hinaus und erfolgte in Gestalt einer Einfügung in einen anderen Arti- kel165. Substantiell war der Versuch, die eigene kurfürstliche Sonderstellung noch mehr zu stärken: Die Herren verlangten die Bestätigung ihres „gesonder- ten Rates“ in Reichsangelegenheiten sowie Verschonung vor gemeinsamen Ständeausschüssen166. Zur endgültigen Verständigung hatte es sogar einer persönlichen Zusam- menkunft der Kurfürsten am Sonntag (6.3.) bedurft; sie spürten, daß sie den König nicht noch länger auf ihre Stellungnahme zu der kaiserlichen Botschaft warten lassen durften. Weitgehende Einigkeit bestand hingegen, als am 4. März der Wortlaut des dem König zu erteilenden Ratschlages besprochen wurde, die Mitwirkung der Kurfürsten unmißverständlich herauszuarbeiten. Trier schlug vor, die Anfrage an Ferdinand, ob er den Kaisertitel doch schon zu Lebzeiten Karls annehmen wolle, mit der Aussage zu verbinden, „uff welchen fal dan churf. bedacht, resi- gnation zulassen und den consensus zu geben“. Köln plädierte dafür, „das man gegen konig sich soviel vernemen liesse, das kaiserthumb nit von wegens resi- gnationem, sonder von churfursten her komen“167. Der Gedankengang der Ferdinand zu übergebenden Replik ist daraufhin in seinen wesentlichen Zügen in dieser Sitzung von Sachsen entwickelt, danach von Mainz schriftlich vorge- legt und schließlich in der Sitzung am 6. März approbiert worden. Sie begann mit der Behauptung, die Kurfürsten hätten am liebsten gesehen, wenn der Kai- ser die Regierung zeitlebens behalten hätte, nahm sodann ihre Entbindung von den Pflichten gegenüber Karl zur Kenntnis, würdigte Ferdinands Anstrengun- gen, den Bruder umzustimmen, und äußerte die Kritik, angesichts der Bedeu- tung des kaiserlichen Amtes hätte die Resignation „mit merer solemnitet be- schehen können“. Darauf folgte der Ratschlag der Kurfürsten: Da Ferdinand schon zum König gewählt sei, Erfahrung mit der Regierung des Reiches habe und sie um seine guten Absichten wüßten, hielten sie es für „ratsam, nutzlich und gut, das ire Mt. die kaiserliche regierung, dignitet, hochait, tittl, scepter und cron auf sich nemen und derselben allergnedigst vorweren“; sie bäten ihn also, das von Karl niedergelegte Kaisertum zu übernehmen. Die von Karl ausgespro- chene direkte Übertragung des Kaisertums an Ferdinand wurde – natürlich mit voller Absicht – mit Stillschweigen übergangen. Es folgten die Mitteilungen, daß man eine revidierte Obligation für angezeigt halte und entworfen habe und außerdem eine Liste der seit Passau noch immer anhängigen Gravamina verfaßt habe168. Mit der abschließenden Bemerkung, man habe das Vertrauen, „das man sich zu irer Mt. Regierung dergleichen nit zu besorgen“, relativierten die Kurfürsten 165 Artikel 26 (Zählung Ziegler); der Antrag HHStA Wien, MEA WuKA 4, fol 174r/v (vgl. Lutten- berger, Kurfürsten, S. 59f) 166 Das sollte in Artikel 26 (=28) eingefügt werden. 167 HHStA Wien, MEA, WuKA 4, fol 195v-199r: Protokoll zum 4.3.1558; die Zitate fol 196r u. 196v 168 HHStA Wien, MEA WuKA 4, fol 22–24; Kopien ebda, RK RTA 41 und Rig 36, fol 13r-14r; Druck mit einigen unwesentlichen Abweichungen bei J.W. Hoffmann 1, S. 38–40 CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Title
Ferdinand I. als Kaiser
Subtitle
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Author
Ernst Laubach
Publisher
Aschendorff Verlag
Location
Münster
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
786
Keywords
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Category
Biographien
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