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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
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Page - 249 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

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Ferdinands „Anderer Fürtrag“ in Frankfurt 249 Augsburg einberufen wollte246. Dabei verfolgte Ferdinand natürlich die Taktik, von den Kurfürsten, da er sie endlich einmal alle beisammen hatte, nicht nur die Zustimmung ohne die sonst notwendigen kostenträchtigen Gesandtschaften zu erhalten, sondern sie auch zum persönlichen Besuch zu verpflichten. Zu den Hauptthemen „spaltige Religion und künftige Türkenhilfe“ sollten noch einige andere Punkte kommen, die der Regensburger Abschied nannte, insbesondere die endgültige Verabschiedung der Reichsmünzordnung. Dazu appellierte der König besonders an die rheinischen Kurfürsten, nachdem er ihnen zuletzt ent- gegengekommen sei, ihrerseits endlich der reichsrechtlichen Regelung zuzu- stimmen. Schließlich stellte Ferdinand die Frage, was man tun solle, um die lothringi- schen Bistümer und Städte Metz, Toul und Verdun wieder zum Reich zu holen, die der König von Frankreich seit 1552 „entzogen unnd zu seinen hannden erlangt, auch noch also gewaltthättlich innen helt“247 – eine retuschierende Um- schreibung der Tatsache, daß Heinrich II. mit Zustimmung der fürstlichen Gegner Karls V. gehandelt hatte. Ferdinand berührte damit einen heiklen Punkt: Während die Habsburger nicht zuletzt wegen der Besetzung der drei Bistümer das Reich eigentlich im Kriegszustand mit Frankreich sahen, glaubten mehrere Reichsstände, in diesem Konflikt eine Vermittlerrolle spielen zu kön- nen. Es war darüber während des Augsburger Reichstages zu einem kleinen Eklat gekommen, und es hatte den König einige Mühe gekostet, sie von selb- ständigen Verhandlungen mit Frankreich zurückzuhalten248. Zu einer von Fer- dinand befürchteten Wiederholung dieser Situation kam es zwar nicht während des Regensburger Reichstages, denn die erwartete französische Gesandtschaft erschien nicht249, nachdem Frankreich wieder in den Krieg mit Spanien einge- treten war. Wohl aber ließ Heinrich II. während des Visitationstages in Speyer (1557) ein an alle Kurfürsten gerichtetes Schreiben überreichen, in dem er seine freundschaftliche Gesinnung zum Reich beteuerte, und es gelang den österrei- chischen Vertretern nicht, die Annahme zu verhindern250. – Es war ein ge- schickter Schachzug Ferdinands, den Kurfürsten sofort zu demonstrieren, wie ernst er seine Obligation zu nehmen gedenke, indem er sie bei einem konkreten Fall der Entfremdung von Reichsgut in die Mitverantwortung zog. Zumindest bei den geistlichen Kurfürsten durfte er Interesse an der Frage unterstellen, denn sie hatten 1555 für ein energisches Auftreten gegenüber Frankreich plä- diert. Die Antwort der Kurfürsten, die nach mehrtägigen Beratungen dem auf Be- schleunigung drängenden König251 am Vormittag des 14. März, also wenige 246 Da die ihm am 7.3. überreichte neue „Obligation“ an der Tradition festhielt, der erste Reichstag eines neuen Herrschers sei in Nürnberg abzuhalten (§ 27), ließ Ferdinand im Nachgang erklären, er sei auch mit diesem Tagungsort einverstanden (HHStA Wien, MEA, WuKA 4, fol 213v). 247 fol 65v 248 s. Kapitel 10, S. 663f 249 CDI 2, S. 449ff u. S. 470f (F. an Philipp, 20.11.1556 bzw 14.2.1557) 250 Das Schreiben (v. 8.6.1557) in HHStA Wien, RK RTA 41 (unfol., 3 Seiten); zum Vorgang in Speyer Luttenberger, Kurfürsten, S. 71 Anm. 213 251 HHStA Wien, MEA WuKA 4, fol 263v: Protokoll zum 13.3.58; da die Antwort vor der Prokla- mation erarbeitet worden war, ist von Ferdinand noch als König die Rede. CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Title
Ferdinand I. als Kaiser
Subtitle
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Author
Ernst Laubach
Publisher
Aschendorff Verlag
Location
Münster
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
786
Keywords
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Category
Biographien
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