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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
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Page - 256 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

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Kapitel 4: Der Streit mit Papst Paul IV. – Neue Begründung des Kaisertums256 Ketzer wären und die geistlichen ohne Erlaubnis den Religionsfrieden bewilligt hätten4. Vernünftigerweise brachte Ferdinand das Gerücht nicht vor der grund- sätzlichen Einigung mit den Kurfürsten zur Sprache, erst in seinem „anderen fürtrag“ machte er eine vage Anspielung5. Die Kurfürsten nahmen in der Er- neuerung ihres Kurvereins im Anschluß an den Frankfurter Staatsakt selbst gegen beide Drohungen Stellung6. Gleichwohl könnte es ein zusätzliches Motiv gewesen sein, gegenüber der Kurie die eigene Rechtsauffassung mit Bestimmtheit zum Ausdruck zu bringen. Denn das war ein gewichtiger Punkt in der Instruktion für Gúzman, die der Forschung bisher merkwürdigerweise entgangen ist7. Der Gesandte sollte dem Papst als erstes mit passenden Worten Genesis und Gründe für die Übernahme des Kaisertums durch Ferdinand darlegen. Diese Passagen der Instruktion lesen sich wie eine lateinische Version der Frankfurter Ausführungen Ferdinands gegenüber den Kurfürsten. Betont werden der feste Wille Kaiser Karls abzu- danken sowie die ordnungsgemäße Übergabe des Kaisertums an Ferdinand, den zur Nachfolge berechtigten Römischen König – „nobis tamquam Romanorum Regi, alioqui in casu vacatio jus legitimum ad successionem habenti ... per de- cretum imperiale ... plenissime et absolutissime cedere et resignare“-, aber auch die Zustimmung der Kurfürsten und deren Mitwirkung bei der Proklamation: Ferdinand habe sich dem kaiserlichen Willen „de consilio et consensu princi- pum electorum“ gefügt und sich in Frankfurt mit jenen, „quos eligendi Roma- norum imperatores ius est“, getroffen, die ihn im Namen der heiligen Dreifal- tigkeit zum Römischen Kaiser „deklariert und promulgiert“ hätten8. Nach die- ser Verdeutlichung der habsburgischen Sicht sollte der Gesandte die Bereit- schaft des neuen Kaisers erklären, wie seine Vorgänger, des Heiligen Stuhls und der römischen Kirche „advocati“, dem Papst „debitam solitam observantiam ac oboedientiam ... humiliter et reverenter“ zu erweisen9. – In den Verlautbarun- gen, die Ferdinand nach der Rückkehr Gúzmans über dessen mißlungene Mis- sion herausgab, ist das angesichts der päpstlichen Ansprüche nunmehr heikel erscheinende Wort „oboedientia“ durch die unverfängliche Wendung verdeckt worden, Gúzman habe „die gewonlich und geburend reverenz“, wie sie auch die früheren Kaiser und Könige geleistet hätten, anbieten sollen sowie „alles das zu thuen so unns von recht, gewonhait und alltem heerkhomen zu thuen ge- burt“10. – Außerdem sollte Gúzman wegen der Kaiserkrönung vorfühlen und die Erwartung äußern, daß der Papst den neuen Kaiser bei seinen Bemühungen 4 HHStA Wien, Rig 40, fol 23–24: „Bedencken was die Ro. Kö. Mt. den Churfursten uff dem zusammenkunfft tag fürtragen möge“ (undatiert); das Zitat fol 23r 5 HHStA Wien, RK Rig 36, fol 48r/v 6 Duchhardt, Kaisertum, S. 55 mit Anm. 17 7 Auf den 20.4.1558 datiertes Konzept im HHStA Wien, Rom Korr. 15, fol 349–354 8 fol 349v-351v, die Zitate fol 350v/351r 9 Ebda, fol 352r/v. Was die von Leeb, Reichstagsgeschehen, S. 256 Anm. 92, zusammengefaßten Divergenzen zwischen Reimann und Schmid betrifft, ist festzuhalten, daß Reimann, Paul IV., S. 39 Anm. 1, Recht hatte: Ferdinand hat zunächst den Terminus „oboedientia“ gebraucht. 10 F. an den Erzbischof v. Mainz, Wien, 12.8.1558 (Or. im HHStA Wien, MEA WuKA 3, fol 2r- 3v), das Zitat fol 2r; F. an alle Kurfürsten, Wien, 5.9.1558 (das Schreiben an Mainz ebda, fol 10r); F. an Seld, Wien 12.8.1558 (Kopie in BHStA München, KÄA 4306, fol 245) CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Title
Ferdinand I. als Kaiser
Subtitle
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Author
Ernst Laubach
Publisher
Aschendorff Verlag
Location
Münster
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
786
Keywords
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Category
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