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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
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Page - 261 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

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Erfolglose Sendung zu Paul IV. 261 ten zwischen den habsburgischen Kaisern Friedrich und Maximilian mit den damaligen Päpsten. Was sich Ferdinand davon versprach, geht aus seinem Schreiben vom glei- chen Tag an Seld hervor. Er beauftragte ihn mit der Abfassung eines Gutach- tens mit der sein wahres Urteil ausdrückenden Begründung, da der Papst auf seinem „ungegründten vorhaben berhuen möchte“, sei es nötig, „die sachen durch rechtgelerte personen beratschlagen zu lassen“. Zur Erleichterung ver- wies er Seld, der sich damals auf seinen Gütern bei München aufhielt, auf die Bibliothek des vormaligen niederösterreichischen Kanzlers Widmanstetter, der seines Wissens Schriften besessen habe, „darin under anderen die hochait so einem babst und dann auch ainem rhömischen Khayser und Khönig zugehörtt, gehandlet und disputiert werden“36. Es ging Ferdinand also um die grundsätzli- che Klärung des Verhältnisses von Kaisertum und Papsttum, und es hat den Anschein, daß er die historische Dimension der päpstlichen Haltung sofort erkannt hatte37. Anfang September wandte sich Ferdinand dann mit einem Rundschreiben an alle Kurfürsten38. Darin unterstrich er nachdrücklich, daß die Angelegenheit gerade auch die Sonderstellung der Kurfürsten berühre: „und dann die sachen, im faal da ir bäbstliche Heiligkait auf irem geschöpfften vorhaben wider unser zuversicht je verharren wurde, nit allain unser kaiserliche reputation und auto- ritet, sonder deiner lieb und irer mitchurfursten preeminenz und hochhait auch des heiligen reichs interesse zum höchsten belanngt und also an ir selbst derma- ssen wichtig“. Er forderte sie deshalb zum persönlichen Besuch des bevorste- henden Reichstages auf und instrumentalisierte auf diese Weise den Konflikt für seine Reichspolitik. Obwohl weder der versprochene Nuntius in Wien erschienen noch die päpstliche Ablehnung offiziell notifiziert war, waren seit September die Grund- züge der kurialen Argumentation gegen den Frankfurter Staatsakt im Reich bekannt39: Hauptgrund für die Ungültigkeit sei die fehlende päpstliche Geneh- migung, denn durch die Salbung, Krönung und den dem Papst geleisteten Eid sei der Kaiser dem Papst besonders verbunden. Wegen dieses Eides habe Karl V. nicht einfach resignieren können. Mithin sei der Kaiserthron gar nicht erle- digt und insofern Ferdinands Berufung auf seine frühere Wahl und deren Ap- probation durch Clemens VII. gegenstandslos, und überdies wären an der 36 F. an Seld, Wien, 12.8.1558 (BHStA München, KÄA 4306, fol 245–246, die Zitate fol 246r); vgl. auch Selds Wiedergabe seines Auftrags bei Goldast, Reichshändel, S. 169. 37 Seld hatte schon am 12.6.1558 von ihm einen Auftrag erhalten, der ihn zu mühsamer Suche nach „alten canzleihandlungen“ nötigte (Goetz, Beiträge, S. 128 Anm.1). 38 HHStA Wien, MEA WuKA 3 (neu), fol 10r-12r: F. an den Kurfürsten von Mainz, Wien, 5.9.1558, das Zitat fol 11r/v. Kopie des Schreibens an Kurfürst August im HStA Marburg, PA 2809, fol 36r-38r. Das entsprechende Schreiben an Ottheinrich gedruckt bei Sattler, Geschichte Wirtembergs 4, Beilage Nr. 48; vgl. Wolf, Protestanten, S. 143f 39 Das belegt der anonyme „Bericht aus Rom, was des kayserthumbs halben gehandelt worden“, in HHStA Wien, MEA WuKA 3, fol 5r-7r, der nach einer Protokollnotiz (ebda, Stück Nr. 8) dem Mainzer Kurfürsten während eines Besuches bei Ottheinrich im September 1558 als „Römische Zeittung“ bekannt geworden ist. Kleinheyer, Abdankung, S. 130 Anm. 14, hält Gúzman für den Verfasser. CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Title
Ferdinand I. als Kaiser
Subtitle
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Author
Ernst Laubach
Publisher
Aschendorff Verlag
Location
Münster
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
786
Keywords
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Category
Biographien
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