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Aktivitäten zur Friedenssicherung seit 1558 545
Die allgemeine politische Situation war für seinen Plan nicht förderlich. Das
Scheitern des Vorstoßes der Protestanten auf dem Augsburger Reichstag, dem
Kaiser und den Katholiken doch noch die „Freistellung“ abzuringen, bewirkte
eine länger andauernde Verschlechterung des Klimas zwischen den beiden
Konfessionen. So mußte Ferdinand im März 1560 von protestantischer Seite die
Kritik einstecken, er dürfe sich über gewisse Gerüchte nicht wundern, nachdem
er sich auf die Bitten um Freistellung „etwas stracks erzaiget und darinnen kei-
ne linderunge oder anderung machen wöllen“201. Mit dem Nachsatz, man habe
auch gehört, daß er seinen Sohn Maximilian zur Entlassung seines Predigers,
„der das wordt godtes inhalts der Augspurgischen Confession gelehret“, ge-
zwungen habe, machten sich die drei Fürsten weniger zum Fürsprecher des
Thronfolgers, als daß sie dessen Klagen über seinen Streit mit dem Vater für
ihre Position ausnutzten202. Ferner erregte die Beendigung des Krieges zwi-
schen Spanien und Frankreich, insbesondere jener Artikel des Friedens von
Cateau-Cambrésis, in dem festgelegt war, daß beide Könige sich für das Gene-
ralkonzil einsetzen wollten203, bei den evangelischen Reichsständen den Ver-
dacht, es sei die gewaltsame Durchsetzung der Konzilsbeschlüsse beabsich-
tigt204. Nur wenige Tage nach dem Friedensschluß (3. April 1559) berichtete
Venedigs Gesandter Mocenigo aus Augsburg von Gerüchten, nach denen der
Kaiser eine Liga mit den katholischen Fürsten plane, die zur Sicherung des Rei-
ches und zur Verwirrung der Lutheraner dienen solle205. Und im Mai erkun-
digte sich Philipp II. bei seinem Botschafter im Reich, was hinsichtlich der Liga
gegen die Lutheraner, über die unter Katholiken verhandelt werde, geschehen
sei206.
Jene Meldung Mocenigos war nicht gänzlich substanzlos gewesen. Unter
dem Siegel der Vertraulichkeit erzählte zwei Jahre später Erzbischof Johann
von Trier dem Nuntius Commendone207, er habe in Augsburg mit dem Kaiser
über die Gründung einer Liga der drei geistlichen Kurfürsten mit Philipp II. für
die Niederlande, dem Herzog von Jülich, dem Bischof von Münster und ande-
ren benachbarten Fürsten gesprochen, die mit dem „Fränkischen“ Bund koope-
rieren sollte, um die geistliche und die weltliche Position der Katholiken sowohl
in Ober- als auch in Niederdeutschland zu stabilisieren208; der Kaiser habe den
Gedanken begrüßt und bei etlichen Fürsten befürworten wollen, jedoch sei
201 Ebda: Gemeinsame Antwort der Kurfürsten August und Joachim sowie des Markgrafen Hans v.
1.3.1560 auf die Werbung des kaiserlichen Gesandten Hassenstein.
202 Maximilian beklagte sich im Frühjahr 1560 bei den drei Fürsten über seinen Vater. Briefe und
Gesandtenberichte dazu bei Chr. Meyer, Briefwechsel, S. 140–150; v. Weber, S. 323ff; zum
Streit Ferdinands mit Maximilian über dessen Hofprediger Pfauser s. Kapitel 9, S. 574f u. S. 577
203 Jedin, Konzil 4/1, S. 24
204 Heidenhain, Unionspolitik, S. 103
205 VD 3, S. 90 Anm. 4 (v. 12.4.1559)
206 „En lo de la liga que tratan los padres [?] catholicos y ecclesiasticos contra los luteranos, hicisteis
muy bien en avisarme de lo que pasaba“ (CDI 98, S. 66; vgl. Maurenbrecher, HZ 50, S. 78 Anm.
2).
207 CT 8, S. 191f: Bericht Commendones v. 14.4.1561
208 „la qual lega corrispondeva a la Franconica, si che una ne la superiora Germania, l’altra ne
l’inferiore stabilissero lo stato spirituale et temporale de gli Catholici...“ (ebda, S. 192).
CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Title
- Ferdinand I. als Kaiser
- Subtitle
- Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Author
- Ernst Laubach
- Publisher
- Aschendorff Verlag
- Location
- Münster
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-402-18044-0
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 786
- Keywords
- Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
- Category
- Biographien