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Die Vorbereitung der Wahl 593
er dadurch das Unheil abwenden könne, das er in seiner Eingabe geschildert
hatte, und wenn Maximilian vor einem katholischen Priester bekenne, daß die
kirchliche Praxis nicht irrig sei146. Eine Beschränkung auf die ungarische Krö-
nung enthielt das Breve nicht. Jedoch ist unwahrscheinlich, daß Dietrichstein
den Papst zu dieser über den Antrag hinausgehenden Vollmacht durch Unter-
richtung von den laufenden Gesprächen über die deutsche Königswahl veran-
laßt oder gar um dessen Unterstützung gebeten hätte147, denn das hätte die
Frage nach Ferdinands Kaiserkrönung provoziert. Indessen hatte Ferdinand
auch keine Veranlassung, in seinem Dankschreiben die Bewilligung auf die
ungarische Krönung einzuengen. –
In mehrtägigen Beratungen Anfang Februar in Prag, an denen Maximilian
teilnahm, wurde die dritte Sendung an die Kurfürsten vorbereitet. Entscheidend
war, daß bei dieser Gelegenheit das Einvernehmen zwischen Ferdinand und
seinem Sohn hergestellt und der Zwist über die religiöse Haltung des letzteren
beigelegt wurde, indem Maximilian dem Vater eine verbindliche Erklärung über
seine zukünftige kirchliche Haltung abgab, die diesen befriedigte. Schon vor
einem halben Jahr hatte Ferdinand dem Sohn das Versprechen abgenommen,
seine Kinder durch treue Katholiken erziehen zu lassen148. Jetzt bekräftigte
Maximilian in Gegenwart seiner Brüder und des Geheimen Rates mit einem
Eid, stets katholisch bleiben zu wollen (was immer das heißen mochte)149. Seit-
dem haben Außenstehende eine deutliche Verbesserung des Klimas zwischen
Ferdinand und Maximilian beobachtet150, und über Dissonanzen zwischen
beiden in religiösen Fragen ist danach nichts mehr überliefert. Mehrere Ge-
sichtspunkte dürften Maximilian dazu bewogen haben. Neben den genannten
Bedenken der geistlichen Kurfürsten dürfte das päpstliche Entgegenkommen in
der Kelchfrage dazu gehören, ferner neue Dokumente über die andauernden
theologischen Streitigkeiten unter den Protestanten, wie sie auf und nach dem
Naumburger Fürstentag wieder ausgefochten worden waren. Sie waren Ferdi-
nand von seinem Rat Timotheus Jung zugesandt worden, und der Kaiser hatte
sie nach Lektüre dem Sohn weitergereicht151. Die fortschreitende Zersplitterung
im evangelischen Lager war Maximilian zuwider, war sie doch ein Hindernis
für das von ihm mit dem Vater geteilte religionspolitische Anliegen: Verständi-
146 Druck des Breves v. 10.12.1561 bei Schlecht, S. 31f u. in NB II 1, S. 329f; Ferdinands Dank-
schreiben v. 5.1.1562 bei Schlecht, S. 34f u. NB II 3, S. 4f
147 So Schlecht, S. 19; Maurenbrecher, HZ 32, S. 284. Edelmayer, Ehre, S. 118 spricht von „zähen
Verhandlungen“, klärt aber nicht, mit welchen Argumenten Dietrichstein aufgewartet hat.
148 CDI 98, S. 245: Luna an Philipp II., 15.9.1561
149 NB II 3, S. 284. Da dieses Zeugnis auf Ferdinand selbst zurückgeht, ist es gewichtiger als der
Bericht Lunas vom 25.2.1562 (CDI 98, S. 297 = Döllinger 1, S. 397). Die Zweifel von Hopfen, S.
76f, an der eidlichen Verpflichtung sind dadurch widerlegt (so schon Steinherz in NB II 3, S.
XL).
150 Vgl. die bei Goetz, Wahl, S. 118 Anm. 2 zitierten Schreiben von Karlowitz und Mordeisen;
ferner den Bericht Lunas v. 19.2.1562 (CDI 98, S. 290f = Döllinger 1, S. 400f).
151 HHStA Wien, RK RelA 6, fol 38r/v + 49r: Jung an F., Augsburg, 21.11.1561; BHStA München,
KÄA 4307, fol 271r: Seld an Herzog Albrecht, 1.1.1562 (eigh.).
CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Title
- Ferdinand I. als Kaiser
- Subtitle
- Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Author
- Ernst Laubach
- Publisher
- Aschendorff Verlag
- Location
- Münster
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-402-18044-0
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 786
- Keywords
- Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
- Category
- Biographien