Page - 14 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
Image of the Page - 14 -
Text of the Page - 14 -
VON EINER FÜRSTLICHEN SAMMLUNG ZUR
FAMILIENBIBLIOTHEK14
Erstellung eines gedruckten Realkataloges begonnen wurde – eine Initiative
zur erstmaligen Präsentation und Bekanntmachung der Sammlung sowohl
unter den weitverzweigten Mitgliedern des Kaiserhauses als auch in ande-
ren fürstlichen und öffentlichen Bibliotheken.
Die von Franz Joseph veranlasste Vereinigung der Privatbibliothek des Kai-
sers mit der Fideikommissbibliothek, bedeutete in administrativer Hinsicht
neben der Zusammenlegung der Bestände auch eine gemeinsame Katalo-
gisierung und Finanzierung, sowie einen Dublettenabgleich und -verkauf.
Die jährlich in großer Zahl abgegebenen persönlichen Widmungen an den
Kaiser wurden zudem zu einem bestimmenden Faktor im Bestandszuwachs.
Gezielte Ankäufe wurden hauptsächlich zwecks Ergänzung und Vervollstän-
digung der Bestände getätigt.
Die Schaffung einer Generaldirektion für alle dem habsburgischen Fami-
lienfonds zugehörigen Güter und Einrichtungen im Jahr 1886 war von ent-
scheidender Bedeutung für die Administration der Fideikommissbibliothek.
Die Sammlungsleitung war ab jenem Zeitpunkt dieser Behörde direkt un-
tergeordnet und in allen genehmigungspflichtigen Angelegenheiten Rechen-
schaft schuldig. Der zuvor in der Finanzverwaltung tätige Emil Freiherr von
Chertek fungierte ab 1890 als Generaldirektor des k. u. k. Familienfonds.
Aus der Aktenkorrespondenz geht hervor, dass Chertek ein sehr kontrol-
lierender Charakter mit ausgesprochenem Sinn für Kostenreduktion war,
und das hatte auch Auswirkungen auf die Verwaltung der Fideikommissbi-
bliothek. Nach dem Tod des pensionierten Universitätsprofessors Josef von
Zhishman 1894, der 1887 die Nachfolge Beckers als Direktor der Fideikom-
missbibliothek angetreten hatte, ließ Chertek den Posten nicht mehr nach-
besetzen. Stattdessen wurde die Leitung der Bibliothek dem ersten Kustos
Alois Karpf übertragen. Diesem war es jedoch aufgrund seines schlechten
Verhältnisses zum Generaldirektor und seiner schwachen Stellung unter
den Mitarbeitern kaum möglich Akzente in der Sammlung zu setzen. Im
Sommer 1906 suchte Karpf um seine Pensionierung an. Sein Nachfolger
wurde Franz Schnürer, der bereits seit längerem in einem engen Vertrau-
ensverhältnis zu Chertek gestanden und mit verschiedenen Initiativen die
Geschicke der Sammlung beeinflusst hatte.
Im vorliegenden Zeitabschnitt erlebte die Fideikommissbibliothek insgesamt
drei Übersiedlungen. Becker hatte die Lösung des Raumproblems, um die
sich Khloyber jahrzehntelang vergeblich bemüht hatte, gleich bei seinem
Amtsantritt als eine der dringendsten Angelegenheiten erkannt. Die vor-
gesehenen Räumlichkeiten im Augustinergang (einem Gebäudetrakt neben
der Hofbibliothek) konnten jedoch erst 1890/91 bezogen werden, nachdem
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken