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DIE PRIVATBIBLIOTHEK FERDINANDS BIS 1835 39
Sitten lehre“42 als auch „Wilmsen[s] Fabeln und Erzählungen“43. Wenig spä-
ter – im April 1803 – beginnt mit der „Pränumeration des Bilderbuchs“ der
Bezug einer Ausgabe von Friedrich Justin Bertuchs berühmten „Bilderbuch
zum Nutzen und Vergnügen der Jugend“44, dessen erste fünf Bände bis 1804
vom Wiener Buchbinder Johann Andreas Voigt mit einem Halbfranzband ver-
sehen werden. Durch die Auflistung einiger anderer von Voigt explizit für Fer-
dinand eingebundener Titel ist auch die Akquisition von „Geßners Wörterbuch
der lateinischen Sprache“45 und „Grubers Universalhistorie“46 belegt. So sehr
die Qualität der Quelle unseren Anforderungen nun einigermaßen genügen
würde, so sehr versagt sie in quantitativer Hinsicht. Den wenigen erhaltenen
Monatsaufstellungen der Kammerausgaben der Jahre 1805 bis 1807, die nun
von Carnea-Steffaneo (im Deutsch eines Italieners) selbst erstellt werden, ist
etwa noch zu entnehmen, dass im August 1806 – pünktlich zur Niederlegung
der Kaiserkrone am 6. dieses Monats – das „Patent von der Keyser Wirde“47
um 18 Kreuzer angekauft wird, man im November 1806 mit der „Prenumerat-
zion v. Niemecy“48 beginnt, im Jänner 1807 sowohl einen „Milliter Schema[tis-
mus]“ als auch „Ein Evangelium Buch et Kürchen Schematis[mus]“ erworben
wird, man sich im Juni dieses Jahres „Ein Exemplar Tacktik in 4 Franzbän-
den“ zulegt und – wohl als Vorbereitung oder Nachbetrachtung zum 28. Mai
dieses Jahres – das „Büchle der Fromleichnams Ordnung“ anschafft. Dann
versiegt die Quelle, was möglicherweise mit dem Dienstbeginn des von Kai-
serin Maria Ludovika engagierten neuen Erziehers Joseph von Erberg in Zu-
sammenhang steht, nachdem sich seit dem Abgang Carnea-Steffaneos kurze
Zeit Demetrius von Görög um Ferdinand gekümmert hatte.
En passant sei darauf hingewiesen, dass die genannten Monatsabrech-
nungen des Kronprinzen-Haushalts abseits der Hinweise zu Buch- und
Landkartenankäufen eine äußerst interessante und spannende Quelle für
Ferdinands Kinderjahre sind. So finden wir im Jahr 1796 „1 lebendiges Hän-
42 Vermutlich Christian Wilhelm Snell, Die Sittlichkeit in Verbindung mit der Glückseligkeit
einzelner Menschen und ganzer Staaten (Frankfurt am Main 1790).
43 Wohl Friedrich Philipp Wilmsen, Sammlung auserlesener poetischer Fabeln und Erzählun-
gen, für Lese- und Deklamationsübungen (Berlin 1799).
44 Ferd.alt.Sign. 766 (wurde 1875 in Prag ausgeschieden).
45 Wohl Johann Matthias Gesner, Novus linguae et eruditionis Romanae thesaurus (Leipzig
1749), lag verm. unter Ferd.alt.Sign. 898 und wurde 1875 in Prag ausgeschieden.
46 Gregor Gruber, Vorlesungen über die synchronistische Universalhistorie, 2 Tle. (Wien
1777–1780) [FERD 3.174].
47 Vermutlich ist die Abdankungserklärung gemeint.
48 Vermutlich Daniel Niemecsky, Necessaria ad vitae normam contemplatio (Wien 1800–
1809), Ferd.alt.Sign. 601, wurde 1875 in Prag ausgeschieden, da auch die Fideikommiss-
bibliothek ein Exemplar besaß, vgl. dazu Huber-Frischeis/Knieling/Valenta, Privatbiblio-
thek, 262.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken