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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN42
An Pensionen für bey mir gewesene alte Kammerleute, Wittwen und Zulagen
für die Reittknechte und in der Kammer 175 fl.
Für kleine unbestimmte Ausgaben 125 fl. [Summa summarum] 1500 fl.
Was ich an Almosen monatlich ausgeben darf, bitte ich meinen besten Vater
gnädigst zu bestimmen, so wie ich auch unterthänigst bitte, für unvorhergese-
hene Auslagen gnädigst zu entscheiden. Ferdinand Erzherzog m.pria.“50
An das Ende dieser bibliotheksgeschichtlichen Andeutungen sei schließlich
ein weiterer Befund gesetzt, der wage Rückschlüsse auf das Verhältnis Fer-
dinands zu seinen Büchern zulässt. Die Spur führt über ein im Zuge des
1836 vorgenommenen Dublettenabgleichs erstelltes Verzeichnis, welches ei-
nige Druckwerke ausweist, die aufgrund handschriftlicher Eintragungen des
Kaisers damals nicht aus dem Buchbestand ausgesondert und verschenkt
wurden.51 Stichprobenartige Autopsien brachten Besitzvermerke Ferdi-
nands am Vorsatzblatt einiger Bücher zutage, die eine willentliche Eigen-
tumskennzeichnung belegen.52 Die handschriftlichen Einträge sind gleich-
förmig und bestehen aus der Unterschrift des Kronprinzen als „Ferdinand
mpria [manu propria]“ – gelegentlich unter Zuhilfenahme von Bleistift-Hilfs-
linien – gefolgt vom Jahr der Erwerbung. Von den sechs bislang gemach-
ten Funden datieren zwei aus 1802, drei aus 1803 und einer aus 1804.53 Ein
weiteres, solcherart gekennzeichnetes Buch, die bereits bei Holler erwähnte
„Ungarische Grammatik“ von János Farkas, befindet sich nicht im Biblio-
theksbestand sondern liegt beim Nachlass Carnea-Steffaneos.54 Es enthält
den nämlichen Eintrag mit der Datierung 1806. Inhaltlich dienten diese
Werke mehrheitlich dem Fremdsprachenerwerb. Die zeitliche Eingrenzung
50 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF Ä.R., Kt. 97.
51 Vgl. Abschnitt Kap. 3.2 spez. Anm. 153.
52 Vgl. dazu Klar, Bibliothek, 365.
53 Den Eintrag „Ferdinand mp 1802“ tragen das „Deutsch-lateinische Wörter Büchlein, zum
Nutz und Ergötzung der Schul-Jugend zusammen getragen und mit 6000 darzu dienlichen
Bildern gezieret (Nürnberg 1722) [FERD 3.533]“ sowie „Meliböi ungarischer Sprachmeister
(Pressburg 1793) [FERD 4.436]; mit „Ferdinand mp 1803“ sind bezeichnet „Johann Valen-
tin Meidinger, Practische italienische Grammatik (Frankfurt/Leipzig 1803) [FERD 4.607]“,
„Gregor Gruber, Vorlesungen über die synchronistische Universalhistorie, 2 Bde. (Wien
1777–1780) [FERD 3.174] sowie „Johann Conrad Weiss, Accurater Abriss, Von der Aus-
wechslung Römisch Kaiserl. Majest. Groß-Bottschaffter, mit dem Groß-Bottschaffter der
Ottomanischen Portte, so den 15. Juny 1719 geschehen (Augsburg 1720) [FERD 3.064];
„Ferdinand mp 1804“ ist eingetragen in „Adam Christian Gaspari, Lehrbuch der Erdbe-
schreibung zur Erläuterung des neuen methodischen Schul-Atlasses, 2 Bde. (Weimar 1803)
[FERD 4.013]“.
54 Wien, ÖStA, HHStA, Hausarchiv, Nachl. Carnea-Steffaneo, Kt. 3; vgl. auch Holler, Ferdin-
and, 60.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken