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DIE PRIVATBIBLIOTHEKEN FRANZ’ I. UND FERDINANDS I. 1835–1848 77
Überreichern oftmals durch eine direkte Einsendung an den Kaiser umgan-
gen, eine Methode, die inländische Künstler und Schriftsteller in noch aus-
gedehnterem Maße wählen würden. Um diese Angelegenheit ein für allemal
zu regeln stellt Czernin den Antrag, „das Geschäft der Annahme und Würdi-
gung aller solcher Druck- und Kunstgegenstände bei dem Oberstkämmerer
zu concentrieren, der nach Beschaffenheit der Sache das Angemessene ent-
weder unmittelbar sogleich zu verfügen [würde], oder, wenn es Gegenstände
von wahrem litterarischen- oder Kunstwert sind, die Ah. Weisung einzuho-
len [hätte]“.174
Der signifikante Anstieg hatte möglicherweise mit den Reisen des Kaiser-
paares nach Böhmen 1836 sowie nach Tirol und Lombardo-Venetien 1838 zu
tun. Am 10. Dezember 1839 erlässt Ferdinand I. ein Handschreiben an den
Oberstkämmerer:
„Lieber Graf Czernin! Die seit einiger Zeit so häufig an mich gerichteten Sen-
dungen von allerlei Kunst- und Druckwerken haben mich zu der Verfügung
veranlaßt, daß von nun an alle derlei Gegenstände sowohl aus dem In- als aus
dem Auslande an Sie gewiesen werden, wo Sie sodann nach Beschaffenheit der
Sache deren Zurückstellung entweder unmittelbar sogleich selbst zu verfügen,
oder, wenn es Gegenstände von anerkanntem litterarischen oder Kunstwerth
sind, sie Mir mit dem Gutachten, ob selbe der Annahme zu würdigen und im
bejahenden Falle, welche Honorierung dafür zuzuerkennen wäre? vorzulegen
haben. Von jenem Theile Meiner gegenwärtigen Entschließung, welcher sich
auf die Einsendung der Druck und Kunstwerke an Sie bezieht, werden Sie
Meinem Obersten Kanzler, dem ungarischen und siebenbürgischen Hofkanz-
ler zu dem Ende Kenntnis geben, damit diese die Länderstellen anweisen,
die angemessene Kundmachung durch die betreffenden Zeitungs-Blätter zu
veranlassen. Ebenso werden Sie den Vorsteher Meiner inneren Kammer, Ob-
risten Grafen Segur, beauftragen, daß er alle zur Vorlage an Mich etwa an
ihn gelangenden litterarischen und Kunstgegenstände an Sie leite. Wien, den
10. Dezember 1839.“175
174 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF J.R., Rubr. 5 (FKB) Kt. 537, Z. 4476 ex. 1906 (spätere Ab-
schrift).
175 Wien, ÖStA, HHStA, OKäA, Kt. 330, Rubr. 29, Schreiben vom 10.12.1839. Auch im Archiv
der Fideikommissbibliothek hatte sich eine Ausfertigung dieses Handschreibens befunden,
das allerdings von Bibliotheksdirektor Payer von Thurn entnommen, dem Generaldirek-
tor der ah. Privat- und Familienfonde, Franz von Hawerda-Wehrlandt, ausgehändigt und
durch eine von Payer angefertigte Abschrift ersetzt wurde [FKBA22028]. Publiziert auch
in Gesetze und Verordnungen, Bd. 67, 282f. (No. 140): „Alle sowohl aus dem In- als aus
dem Auslande an den allerhöchsten Hof einzusendenden Kunst- und Druckwerke sind
an den Oberstkämmerer zu überreichen. Seine k. k. Majestät haben Sich laut des an den
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Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken