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DIE PRIVATBIBLIOTHEKEN FRANZ’ I. UND FERDINANDS I. 1835–1848 81
3.4 Raumerweiterungspläne
Meine folgenden Ausführungen schließen an jene Erkenntnisse an, die Rai-
ner Valenta für die Zeit bis zum Tod Franz’ I. 1835 bereits veröffentlicht
hat.186 Die von Obersthofmeister Rudolf Fürst Colloredo-Mansfeld am
15. Juli 1835 in den Raum gestellten Frage, ob eine räumliche Vergrößerung
der franziszeischen Privatbibliothek „unter den jetzigen Umständen […]
noch unerläßlich nothwendig ist“,187 bedarf zunächst einer näheren Betrach-
tung. In erster Linie spielt sie wohl allgemein auf den Tod des Bibliotheks-
gründers Kaiser Franz und das damit einhergehende Ende seiner Sammel-
tätigkeit an. Möglicherweise wird hier aber auch schon auf den erst einige
Monate später (offiziell) erlassenen Befehl Ferdinands Bezug genommen,
für die Bibliothek seines Vaters fortan nur noch die „nach und nach erschei-
nenden Fortsetzungen bereits angefangener Werke […] oder [das] ein und
das andere zur Vervollständigung besonders wichtige und wünschenswerthe
Werk“188 anzukaufen. Die Schlussfolgerung, dass die Bibliothek deshalb
keine bedeutenden Zuwächse mehr erfahren würde, wäre aber schlichtweg
unzutreffend gewesen. Eine überwiegende Anzahl der für die kaiserlichen
Privatbibliotheken bestellten Bücher erschienen nämlich als Fortsetzungs-
werke, was namhafte kontinuierliche Lieferungen in der Zukunft auch ohne
neue Bestellungen zur Folge hatte. Der diesbezügliche Befehl Ferdinands
wird Khloyber offiziell erst am 9. November 1835 zur Kenntnis gebracht.
Wir wissen bereits, dass diese Weisung auf einer Stellungnahme Metter-
nichs vom 28. Juli beruht.189 Aus dem Schreiben Colloredos könnte man
allerdings auch schlussfolgern, dass jene Entscheidung schon früher im
Raume stand und Mitte Juli 1835 bereits beschlossene Sache war.
Khloyber hat die vom Obersthofmeister gestellte Anfrage, bezüglich des
fortwährenden Platzbedarfs, nicht nur positiv beantwortet, sondern als eine
sich zuspitzende Problematik geschildert. Das geht zumindest aus einem
Schriftstück Colloredos an das Oberstkämmereramt vom 5. Jänner 1836
hervor. Darin wird weiters ausgeführt, dass die bislang ausgearbeiteten Lö-
sungsvorschläge allesamt als unzulänglich qualifiziert werden mussten und
des em. Professors Anton Joseph Stein, Wiener Zeitung Nr. 118 v. 29.04.1843, 921, siehe
dazu auch FKBA24038; oder das mit Goldlettern gedruckte Prachtexemplar „Die vier Bü-
cher von der Nachfolge Christi“ von Thomas a Kempis, übersetzt von W. J. Swoboda, über-
reicht durch die Prager Buchhandlung Gottlieb Haase und Söhne, Wiener Zeitung Nr. 232
v. 23.08.1843, Titelseite, siehe auch FKBA24060.
186 Huber-Frischeis/Knieling/Valenta, Privatbibliothek, 199–207.
187 FKBA18034, fol. 10r.
188 Vgl. Anm. 117.
189 Vgl. Abschnitt 3.1.1.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken