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DIE PRIVATBIBLIOTHEKEN FRANZ’ I. UND FERDINANDS I. 1835–1848 89
terbau und Asphaltpflaster) auch ein Teil des an die Bibliothek grenzenden
Korridors abgerissen werden soll, der mehr als 12.000 Bände der franzis-
zeischen Privatbibliothek beherbergt. Da der projektierte Ersatzbau erst
in acht bis zehn Monaten fertiggestellt und bezugsfertig sein soll, verwei-
gert Khloyber die Räumung, solange ihm nicht vom Oberstkämmereramt
ein Ausweichquartier zur Verfügung gestellt wird.214 Die Lage kann mit der
Verfügbarmachung eines mit dem verbleibenden Rest des Korridors verbun-
denen Zimmers entschärft werden, in dem neue Kästen aufgestellt werden,
die dem Volumen der zu entfernenden Schränke vollständig entsprechen.215
Ein Jahr später, im Juli 1844, gibt das Oberstkämmereramt unter Kla-
gen hinsichtlich der Raumnot in der Hofburg, ein Zimmer samt Kammer im
Mezzaninstock (ohne Angabe des Traktes), in dem früher die Katastralmap-
pen untergebracht waren, zur temporären Aufstellung der ferdinandeischen
Privatbibliothek frei.216 Es ist anzunehmen, dass sich diese in nächster Nähe
zur franziszeischen Privatbibliothek befanden. Die Umsiedelung wird dar-
aufhin sofort und unter Mithilfe des Tagelöhners Kreutner durchgeführt.217
Die beiden Räumlichkeiten können jedoch nur einen Teil der ferdinandei-
schen Sammlung beherbergt haben. Möglicherweise transferierte man die
bis dahin schwer zugänglichen Bestände dorthin und beließ nur jene, die in
der Amalienburg aufbewahrt wurden, an ihrem alten Aufstellungsort. Denn
während schon in den Rechnungsjournalen der frühen 1840er Jahre immer
wieder Hinweise auf die Bearbeitung der „Seiner Majestät Allerhöchst ei-
gentümlichen Bücher“ oder „Ferdinandea“ zu finden sind,218 so bleiben diese
Eintragungen auch nach 1844 gleich, sie werden 1846 sogar einmalig durch
den Hinweis ergänzt, dass die Hofhausknechte „eine Masse von Büchern aus
den unteren Stockwerken herauftrugen“, womit jenes 1844 bezogene ehe-
214 FKBA24001, fol. 8r.
215 Vgl. dazu FKB.INV.48 „Revision der Bibliothekkästen 14 bis incl. 32 (vorgenommen im
Jahre 1844)“. Khloyber erklärt in einer kurzen Notiz am Beginn des Verzeichnisses die
im Sommer 1844 notwendig gewordene Umschichtung und wie diese vonstatten ging. Zur
Übersiedelung bzw. Rückübersiedelung in die fertiggestellten neuen Räumlichkeiten siehe
auch FKBJ1843 Post Nr. 136, 137, 139, 141, 142 u. 211; FKBJ1844 Post Nr. 19, 50, 121,
133, 178; FKBJ1845, Post Nr. 35; FKBJ1848–1849, 1848 Post Nr. 95.
216 FKBA24100, fol. 1r. Hierbei könnte es sich um Räumlichkeiten handeln, die bis 1829 vom
staatsrätlichen Büro verwendet worden waren, vgl. FKBA13099. Zur Räumung der Katas-
tralmappen im Jahre 1839 siehe auch FKBJ1837–1841, 1839 Post Nr. 88, 93 u. 98.
217 Vgl. FKBA24099, fol. 3r u. 5r. Zu Kreutner vgl. FKBJ1844, Post Nr. 133 u. 178 bzw.
FKBJ1845, Post Nr. 35.
218 FKBJ1837–1841, 1840 Post Nr. 162, 1841 Post Nr. 171, 176, 218, 220 u. 293 (etwa Spagat
zur „Faszikulirung“ und „Rangirung“ loser Buchbestände oder die Bezahlung von Hofhaus-
knechten, die Bücher zur Katalogisierung partieweise aus den Räumlichkeiten im Amali-
enhof in die franziszeische Privatbibliothek und wieder zurücktragen).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken