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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN124
des des Werkes „Die Eisenbahnen Deutschlands“ (Berlin 1844–1846)398 von
Friedrich Wilhelm von Reden bei Khloyber an, ob, wann und auf welchem
Wege der erste Band in die Privatbibliothek gekommen sei. Dem Biblio-
theksvorsteher ist nichts Dahingehendes bekannt, er erklärt sich den Sach-
verhalt jedoch damit: „Da es schon einige Mahle geschehen ist, daß Werke
die Seine Majestät besonders interessirten, von Allerhöchstdemselben zu-
rückbehalten wurden und erst nach längerer Zeit in die Bibliothek gelangt
sind; so ist es möglich, daß auch der Gegenstand der Frage sich noch in Al-
lerhöchsten Händen befindet“399.
Im Hinblick auf die Benützung der beiden kaiserlichen Sammlungen in
diesem Zeitraum stellt sich natürlich die berechtigte Frage, ob auch Außen-
stehende, also Hofangestellte oder gar Privatpersonen, Objekte benutzen
oder entlehnen konnten. Die Hinweise dazu sind denkbar gering. Eine dieser
raren Information liefert eine Anfrage aus dem Jahr 1841, als der Hanno-
veraner Numismatiker und Heraldiker Hermann Grote darum bittet, das im
Buchhandel nur äußerst schwer erhältliche Werk „Monnaies en or et en ar-
gent qui composent le Cabinet de S.M.“400 benützen zu dürfen. Da es sich hier
um ein Standardwerk zu einer kaiserlichen Sammlung handelt und Grote
gewiss als ein anerkannter Wissenschaftler auf seinem Gebiet eingestuft
werden kann, genehmigt Ferdinand anstatt der Entlehnung des sammlungs-
eigenen Exemplars den Ankauf einer beim Wiener Buchhändler Ignaz Klang
erhältlichen Ausgabe um 120 fl. und schenkt das als „Dublette der Privat-
bibliothek“ bezeichnete Exemplar der Universitätsbibliothek Göttingen, wo
Grote es leicht benützen kann.401 Dem Ausleihjournal zufolge werden 1841
die „Œuvres de François Rabelais“ (London/Paris 1783)402 an einen Baron
von Schwaiger entlehnt, womit vermutlich der in der Inneren Kammer Sei-
ner Majestät diensttuende Kammerherr Joseph Freiherr von Schweiger
gemeint ist403 und 1848 wird der Bibliotheksdiener Josef Wich nach Schön-
brunn entsandt „um das in den Händen des dortigen Malers Knapp404 befind-
398 FERD 5.151.
399 FKBA24122, fol. 3r.
400 Gemeint ist hier entweder „Monnaies en or, qui composent une des différentes parties
du cabinet de S. M. l’empereur“ (Wien 1759) FRANZ 4.447 oder „Catalogue des monnoies
en argent qui composent une des différentes parties du cabinet impérial depuis les plus
grandes pièces jusqu’au florin inclusivement“ (Wien 1769) FRANZ 4.446 oder beide (beide
Werke sind nämlich im Bestand der Universitätsbibliothek Göttingen nachweisbar).
401 FKBA23075.
402 FRANZ 767.
403 FKB.INV.59 pag. 19.
404 Joseph Knapp (1810–1867), Blumen-, Tier- und Pflanzenmaler, Sohn des Malers Johann
Knapp, Nachfolger seines Vaters als Kammermaler von Erzherzog Anton, war auch für
Erzherzog Johann tätig.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken