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DIE PRIVATBIBLIOTHEK FERDINANDS IN PRAG 1850–1875 137
dass private Bibliotheken in der Mitte des 19. Jahrhunderts immer noch
Sammelbecken für allerlei Kuriosa waren. Die Bedeutung der kaiserlichen
Sammlungen als Erinnerungsort wird durch den geschichtlichen Zusam-
menhang, auf den die Kugel hinweist, unterstrichen.
4. Die Privatbibliothek Ferdinands in Prag 1850–1875
Studien zur Prager Periode der Ferdinandea waren lange Zeit bis auf den
kurzen zeitgenössischen Beitrag von Alois Klar inexistent.474 Und dies, ob-
wohl sich neben einigen Akten im Archiv der Fideikommissbibliothek ein
beachtlicher Bestand zum ferdinandeischen Obersthofmeisteramt im Tsche-
chischen Nationalarchiv in Prag erhalten hat. Der Forschungsstand hat sich
in den letzten Jahren erfreulicherweise etwas verbessert, da Kaiser Ferdi-
nand I. von Tschechien gewissermaßen wiederentdeckt wurde. Nicht nur der
eben genannte Archivbestand im Narodni Archiv ist in vorbildlicher Weise
aufgearbeitet und über das alte Rubrikensystem gut erschlossen, auch eine
Ausstellung im Jahre 2012 auf der Prager Burg und einige Publikationen
des tschechischen Historikers Martin Aschenbrenner widmen sich zumin-
dest dem Hof Ferdinands in Prag.475 Von Letztgenanntem erhielt der Autor
auch einige wertvolle Hinweise zur Geschichte der Privatbibliothek.
4.1 Die Wahl Prags als definitiven Wohnsitz, die Aufteilung des
Hofstaats und die Festsetzung einer Dotation
Die Wahl des künftigen Aufenthaltsortes nach der Thronentsagung am
2. Dezember 1848, die Aufteilung in zwei separate Hofstaate sowie die Ver-
handlung über eine Dotation (Zivilliste) werden bei Ségur-Cabanac, Holler
und Kramp in aller Kürze besprochen.476 Keiner der drei Autoren analysierte
jedoch jenes ausführliche Aktenkonvolut, welches im Bestand des Wiener
Obersthofmeisteramtes dazu erhalten ist und als Grundlage der nun folgen-
den Darstellung dient.
Nachdem Ferdinand samt Gattin und Gefolge den Schauplatz der Regie-
rungsübergabe verlassen hatten, bezog man zunächst die Prager Burg als
474 Klar, Bibliothek.
475 Ferdinand V. Dobrotivý a umění jeho doby (Ausstellungskatalog), Martin Aschenbren-
ner, Dvur cisare Ferdinanda Dobrotivého a cisarovny Marie Anny v Cechach (1848–1884)
(Ceska Lipa 2015).
476 Ségur-Cabanac, Prag, 53–70; Holler, Ferdinand, 259–266; Kramp, Brandis, 375–391.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken