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DIE PRIVATBIBLIOTHEK FERDINANDS IN PRAG 1850–1875 153
eines „k. k. Regierungsrathes“ für ihn an. Man begründet dies neben seinen
höchst zufriedenstellenden Dienstleistungen mit der Tatsache, dass er mit
dem Wechsel in die privaten Dienste des abgedankten Monarchen auf alle
Beförderungen für Staatsbeamte verzichtet habe. Außerdem würde dadurch
„dessen Stellung in dem Hofhalte Ihrer Majestäten gekräftiget“. Franz Jo-
seph kommt diesem Ersuchen mit der Einschränkung nach, dass Geringer
damit im Falle einer Rückkehr nach Wien aber weder auf eine „höhere ära-
rische Versorgung“ noch auf einen höheren Rang im Finanzministerium
Anrecht habe. Dies war auch nicht notwendig. Ferdinand versorgte seinen
Protegé ohnehin ausreichend. Auf die Beförderung zum Regierungsrat folgt
sofort (mit 1. März 1852) auch die von Ferdinand ausgesprochene Ernen-
nung zum „Intendanten meines Hauses“ mit einem stattlichen Gehalt von
jährlich 4.000 fl. und der Aufgabe, unter der Leitung des Obersthofmeisters
die „economische Administration meines Hauses“ zu führen und diesen auch
bei der Verwaltung der ferdinandeischen Güter zu unterstützen. Am Zenit
seiner Karriere ist Geringer angelangt, als er infolge der Dienstresignation
des Obersthofmeisters Bombelles vom Kaiser „die Führung der nicht den
Dienst um die allerhöchste Person […] oder den Ehrendienst am Pragerhofe
betreffenden Geschäfte, insbesondere die Aufsicht über die Officen516 und
den Stall, dann die Disziplinar-Aufsicht über die gesammte männliche Die-
ner
schaft“ übertragen bekommt.517
Am 19. Mai 1858 wird Geringer von Franz Joseph zum k. k. Hofrat er-
nannt,518 1865 erhält der das Kommandeurskreuz des päpstlichen St.-Gre-
gor-Ordens519 und im gleichen Jahr wird er zusammen mit Obersthofmeister
Airoldi zum Ehrenbürger von Reichstadt ernannt.520 Als nach dem Tod Fer-
dinands 1875 alle führenden Beamten des Prager Hofstaats für ihre Dienste
mit Ordensdekorationen belohnt werden, erhält Geringer den Eiserne-Kro-
ne-Orden zweiter Klasse.521 Er stirbt am 18. November 1891 im 88. Lebens-
jahr in seiner Wohnung in der Prager Zwischenthorgasse und wird wenig
später auf dem Wolschaner Friedhof beigesetzt.522
516 Hofdienste wie Hofküche, Hofzuckerbäckerei, Hofkeller, Hofwäschkammer etc.; auch Dien-
steinteilung kann gemeint sein.
517 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF Ä.R., Kt. 11, Fasz. „Sonstige Acten 1852–1874“, Schreiben
vom 22.10.1855.
518 Prag, Narodni Archiv, hofmistra cisare Ferdinanda I., Rubr. 12/2, Kt. 18, Akten zu Gerin-
ger.
519 Wiener Zeitung Nr. 186 v. 15.08.1865, Titelseite.
520 Wiener Zeitung Nr. 2 v. 03.01.1865, 18.
521 Wiener Zeitung Nr. 153 v. 08.07.1875, Titelseite.
522 Prager Abendblatt (Beilage zur Prager Zeitung) Nr. 266 v. 18.11.1891, darin auch eine ab-
gedruckte Parte; Wiener Abendpost (Beilage zur Wiener Zeitung) Nr. 266 v. 19.11.1891, 3.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken