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DIE PRIVATBIBLIOTHEK FERDINANDS IN PRAG 1850–1875 159
Die Stampiglie wurde anschließend
nach Prag mitübersiedelt, da auch
die dortigen Neuzugänge damit ge-
kennzeichnet wurden.539 Unter den
heute noch erhaltenen Stampiglien
befindet sich eine weitere mit Bezug
zu Kaiser Ferdinand. Ihr Stempel-
bild zeigt die mit der Stephanskrone
bekrönten Initialen „F. V.“ was
zweifelsohne auf Ferdinand als Kö-
nig von Ungarn (Ferdinand V., seit
1830) hindeutet. Sie war wohl für
eine frühere Besitzkennzeichnung
noch vor seinem Herrschaftsantritt
als Kaiser gedacht gewesen, die al-
lerdings nie Verwendung fand, es sind zumindest bislang keine Bücher mit
dieser Einstempelung aufgefunden worden.
Während das Kaiserpaar den Sommer 1850 nochmals in Innsbruck ver-
bringt, koordiniert Bibliothekar Negrelli von dort aus die notwendigen Ar-
beiten zur Beherbergung der Bibliothek im Toskana-Palais.
„Demzufolge, und weil für den spätern Nachwuchs ebenfalls Sorge getragen
werden muß, ist es nothwendig, daß nebst den unter 1 und 2 [Plan fehlt] dem
großen Saal zunächst gelegenen Zimmern, noch ein drittes, sub 3, welches in
den Hof schaut, und zwar nach dem beiliegenden Ueberschlag, mit Kästen
versehen werde, welche übrigens nicht aus Eichen- (wie die anderen) sondern
blos aus weichem Holz verfertigt und mit einer gelblichten Farbe überstrichen
werden sollen. Ueberdieß sollen die angeblich sehr schlechten Fenster-Rah-
men renovirt und überhaupt das ganze Lokale in den Stand gesetzt werden,
alle Bücher Seiner Majestät nicht nur bequem aufnehmen, sondern auch vor
jeder Beschädigung sichern zu können.“540
Da Negrelli die Arbeiten beendet wissen möchte, bevor die Bücher aufge-
stellt werden, instruiert Brandis die Prager Güterdirektion nochmals aus-
drücklich in dieser Angelegenheit. Er führt dabei aus, dass es sich bei den
zu adaptierenden Räumlichkeiten um die ehemalige Wohnung des großher-
539 1875 kam sie mit der Ferdinandea wieder nach Wien zurück, wo sie bis heute aufbewahrt
wird.
540 Prag, Narodni Archiv, hofmistra cisare Ferdinanda I., Rubr. 22, Kt. 33, Schreiben vom
09.07.1850. Abb. 18: Das Stempelbild der Ferdinandea
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken