Page - 162 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
Image of the Page - 162 -
Text of the Page - 162 -
DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN162
Bei der angekündigten, etwas später stattfindenden Ordnung und Sortie-
rung der grafischen Sammlungen Ferdinands wird Negrelli mit Carl Post
eine Hilfsperson zur Hand gehen, die ab 1871 ihre Karriere in der Wiener
Fideikommissbibliothek als Offizial startet.550
Gewissermaßen als Nachtrag erhält die Ferdinandea gegen Ende Jänner
1851 auch 26, ebenfalls im Besitz des abgedankten Kaisers befindliche Me-
daillen aus Wien zur weiteren Aufbewahrung zugestellt.551 Sie werden zu-
sammen mit Folgelieferungen (insgesamt dann 66 Stück) im November 1868
in die, wo auch immer zu lokalisierende „Ferdinand’sche Schatzkammer zur
gröszern [sic] Sicherheit abgeliefert“.552
Der Umstand, dass man für die in Ferdinands Besitz befindlichen Kun-
stobjekte in Wien nie einen gemeinsamen Aufbewahrungsort fand, führte
unter anderem dazu, dass auch Jahre später noch Kunstwerke auftauchten,
die dem abgedankten Kaiser gehörten. So meldet etwa 1858 der Inspektor
der Hofgebäude im Augarten, Karl Tapp von Tappenburg, dass sich dort
drei Ölgemälde befänden, nämlich eine Darstellung der böhmischen Königs-
krönung Ferdinands, ein Bild der Hochzeit der Erzherzogin Maria Theresia
(Tochter Erzherzog Karls) mit Ferdinand II. von Neapel-Sizilien sowie eine
Ansicht der Kettenbrücke in Ofen-Pest, die allesamt im Privatbesitz Ferdi-
nands stünden. Man bittet um Anweisung, ob die Bilder ebenfalls nach Prag
zu übersenden seien. Intendant Franz Geringer kann die vermuteten Eigen-
tumsverhältnisse zwar nicht bestätigen, weiß jedoch zu berichten, dass man
im Zuge der Räumung des ferdinandeischen Appartements in der Hofburg
einige Gegenstände kurzerhand in den Augarten verfrachtet hatte. Er bittet
daher zunächst um Übersendung der Gemälde nach Prag. Als Tapp anläss-
lich einer Rückfrage bezüglich der sicheren Verpackung auch die Größe der
Bilder anspricht, widerruft Geringer seine Anweisung, da man in Prag kei-
nen Platz für ihre Aufstellung habe finden können, und bittet um weitere
Deponierung an den bisherigen Örtlichkeiten im Augarten samt eindeutiger
Kennzeichnung als ferdinandeisches Eigentum.553
Der bereits angesprochene miserable Zustand der (darüber hinaus wenig
ertragreichen) ehemals toskanischen Güter in Böhmen, die der Grund für
Ferdinands Wahl von Prag als ständigem Wohnsitz gewesen sein sollen,
550 Vgl. Anm. 1140.
551 FKBA26016, Liste liegt bei.
552 Vgl. FKB.INV.75, Notiz auf dem letzten eingebundenen Bogen (aus bläulich-grünem Pa-
pier). Vgl. dazu auch ein Verzeichnis im Konvolut „Nachlass Negrelli“ in Archiv der Fidei-
kommissbibliothek, Box 49 (Konvolut 1929).
553 Prag, Narodni Archiv, hofmistra cisare Ferdinanda I., Rubr. 9, Kt. 9.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken