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DIE FIDEIKOMMISSBIBLIOTHEK UND DIE PRIVATBIBLIOTHEK FRANZ JOSEPHS 195
Erhaltung des Bestandes dieses Fideikommisses Bezug nehmenden Amts-
handlungen“ eingesetzt wird.638 Graf Kuefstein formuliert diese Zuständig-
keit in einem Schreiben an Kaiser Ferdinand 1867 wie folgt: „Dem Oberst-
hofmarschallamt als solchem steht nur die Überwachung der Integrität und
periodischen Augmentirung des Stammes des Fideikommisses zu“,639 was
nichts anderes bedeutet, als dass die Behörde in erster Linie über den Bi-
bliotheksvorstand und die gehörige Verzeichnung der Neuzugänge zu wa-
chen und für die Aufbewahrung dieser jährlich erstellten Listen der Neuzu-
gänge und Fortsetzungslieferungen Sorge zu tragen habe. Khloyber wird am
10. Juli 1858 von der Einsetzung des Obersthofmarschallamtes in Kenntnis
gesetzt und von diesem sogleich aufgefordert, das in seinen Händen befindli-
che Originalduplikat der Fideikommiss-Errichtungsurkunde „samt den dazu
gehörigen, verificirten Verzeichnissen aller zu dem oberwähnten Fideikom-
misse gehörigen Gegenstände“ zu übergeben. Gleichzeitig wird ihm avisiert,
dass das Obersthofmarschallamt nach erfolgter Ernennung eines Fideikom-
misskurators durch eine von diesem ernannte Kommission „zur Vornahme
der Inventur des Fideikommisses schreiten“ werde.640
Als erste Amtshandlung bittet Obersthofmarschall Graf Kuefstein Kai-
ser Ferdinand im Juli 1858 gemeinschaftlich mit Erzherzog Franz Karl (als
Fideikommissanwärter) einen Fideikommiss- und Posteritätskurator „aus
dem Durchlauchtigsten Familienkreise“ vorzuschlagen, damit diese Person
sodann von Kaiser Franz Joseph bestätigt werden könne. Ferdinand widmet
sich dieser Angelegenheit mit großer Zeitverzögerung und schlägt seinem
Bruder erst Mitte Jänner 1859 vor, die Wahl eines Familienmitglieds Kai-
ser Franz Joseph zu überlassen – worin dieser zustimmt. Ferdinand äußert
lediglich den Wunsch, „daß über die Beamten der Bibliothek und deren Ge-
barung eine entsprechende Uiberwachung geübt werde“.641 Franz Joseph er-
nennt daraufhin am 7. Mai 1859 seinen Großonkel Erzherzog Ludwig (1784–
1864), den jüngsten – und nach dem Tod Erzherzog Johanns wenige Tage
später (11. Mai) einzigen – noch lebenden Bruder Kaiser Franz’ I. für dieses
Amt. Die Wahl wäre gewiss ganz im Sinne Franz’ I. gewesen, hatte dieser
ihn doch bereits testamentarisch als Vorsitzenden der Geheimen Staatskon-
ferenz eingesetzt, die als Überwachung und Unterstützung für Ferdinand I.
gedacht war. Mit dem Amtsantritt Franz Josephs 1848 hatte Erzherzog Lud-
638 FKBA26056, fol. 1r–2r, siehe auch Wien, ÖStA, HHStA, OMaA, Kt. 285, Vortrag Graf Kuef-
steins vom 25.06.1858, Resolution Franz Josephs vom 30.06.1858.
639 Wien, ÖStA, HHStA, Kabinettskanzlei, Direktionsakten, Kt. 6, 9–1871, Schreiben vom
17.01.1867.
640 FKBA26056, fol. 1v–2r.
641 Wien, ÖStA, HHStA, OMaA, Kt. 285, Abschrift eines Schreibens Ferdinands an Franz Karl
vom 17.01.1859.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken