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DIE FIDEIKOMMISSBIBLIOTHEK UND DIE PRIVATBIBLIOTHEK FRANZ JOSEPHS 211
diese hätten nur zu verstehen gegeben, dass sie „keine andere Aushülfe zu
bieten vermögen“.688
Dort scheint man die Bedenken des Bibliotheksvorstehers also nicht ge-
teilt zu haben. Ende Dezember 1865 verkündet es, dass Franz Joseph mit
Entschließung vom 26. Dezember der Erweiterung der Bibliothek um die
Dienerwohnung sowie der Umsiedelung Wichs in die Stallburg zugestimmt
habe. Durch den gewonnenen Raum, „welcher aus einem großen, 3 Klafter
hohen gewölbten Zimmer und aus einem, ebenfalls als Belagsraum zu benüt-
zenden, gewölbten Gange bestehen wird“ ist nach dessen Meinung „für eine
angemessene Raumerweiterung gesorgt“. Analog zur Einziehung eines Ei-
senträgers im großen Saal soll auch „die Oberdecke des kleineren Zimmers“
mit einem solchen abgestützt werden.689
Dem im nächsten Abschnitt näher zu besprechenden Bericht und Arbeits-
programm von Khloybers Nachfolger Moritz von Becker ist zu entnehmen,
dass man im Zuge der Adaptierung der Dienerwohnung offenbar auch den
darüber liegenden Dachboden durch Beseitigung eines Teils des Dachstuhls
zur nutzbaren Lagerfläche umfunktioniert hatte und die relativ kleine Pri-
vatbibliothek Franz Josephs dorthin verbrachte.690 An sich war die Idee der
Bibliothekserweiterung um die direkt angrenzende Dienerwohnung nicht
neu. Schon dreißig Jahre zuvor (1832–1834), war diese Möglichkeit ins Spiel
gebracht worden.691 Auch damals schon mit der Option, den darüber liegen-
den Bereich (Attikazone), der schon zum Dachboden gehörte, durch Einzie-
hen eines weiteren Plafonds nutzbar zu machen. Obwohl dieser Plan damals
nicht weiterverfolgt wurde, weil man ihn als keine nachhaltige Lösung qua-
lifiziert hatte, wird er jetzt doch umgesetzt. Jedoch scheinbar ohne den Pla-
fond im Dachbodenbereich einzuziehen, was zu Problemen bei der Bestands-
erschließung und -erhaltung führen wird, wie wir später sehen werden. Als
Konsequenz muß nun der Bibliotheksdiener umgesiedelt werden. Während
er in den 1830er Jahren noch eine Ersatzwohnung im relativ nahen Nordost-
flügel des Schweizerhofes bekommen hätte, steht 1865/66 nur eine solche
in der entfernten Stallburg zur Verfügung. Auch dieser Umstand, wird von
Khloyber hingenommen, oder besser gesagt, muss von ihm hingenommen
werden.
Doch das neue Quartier im ersten Stock der Stallburg steht Wich nicht
lange zur Verfügung. Das Obersthofmeisteramt meldet schon im August
688 FKBA26082, fol. 3–5, vgl. auch Huber-Frischeis/Knieling/Valenta, Privatbibliothek, 120f.
689 Ebenda, fol. 8–9, Bericht vom 28.12.1865 (ein Plan liegt bei).
690 FKBA26135, pag. 3–4.
691 Huber-Frischeis/Knieling/Valenta, Privatbibliothek, 199–207, siehe v. a. den „Plan V“
(Abb. 20, S. 203).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken