Page - 213 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
Image of the Page - 213 -
Text of the Page - 213 -
DIE FIDEIKOMMISSBIBLIOTHEK UND DIE PRIVATBIBLIOTHEK FRANZ JOSEPHS 213
Parallel dazu versucht Becker Unterstützung von Kaiser Ferdinand zu
bekommen. Dessen Privatsekretär Franz Geringer pflichtet ihm inhaltlich
völlig bei, gibt aber unmissverständlich zu verstehen, dass Ferdinand zwar
Nutznießer der Fideikommissbibliothek sei, aber nicht „Hausherr in der
Hofburg“, weshalb eine „Einwirkung in Allerhöchst Dessen Namen auf die
Lokalitäten nicht angemessen wäre“. Außerdem wir lakonisch angemerkt,
dass Ferdinand aufgrund der räumlichen Distanz ohnehin nicht in die Lage
komme, von den Werken der Fideikommissbibliothek „zu jeder Stunde Ge-
brauch zu machen“. Wie wenig man in Prag mit Fragen der Lokalität zu
tun habe, zeige sich unter anderem an dem Umstand, dass die bereits 1865
vorgenommene Umsiedelung Wichs „erst jetzt zur hierortigen Kenntniß“ ge-
kommen sei. Man habe aber von Kabinettsdirektor Braun die Zusicherung
erhalten, dass Wich demnächst wieder eine Wohnung in der Hofburg zuge-
wiesen bekommen werde.694 Die Angelegenheit erübrigt sich jedoch, da Wich
kurz darauf – am 11. Jänner 1870 – verstirbt und sein Nachfolger Johann
Mignot durch den Bezug von Quartiergeld ohnehin bereits anderweitig un-
tergebracht ist.695
Da das Stiegenhaus, welches sowohl zur Bibliothek als auch zur (ehema-
ligen) Dienerwohnung führt, nun unbewohnt ist und nach Aussagen der
Bibliotheksmitarbeiter „seitdem häufig von Personen begangen wird, wel-
che keine Geschäfte in die Bibliothek führen“, ersucht Becker das Oberst-
hofmeisteramt um den Einbau „eines sicheren verschließbaren Gitters an
dem geeigneten Orte der Stiege“. Damit könnte selbige nicht nur sauberge-
halten werden, es würde auch zusätzlich zur Sicherheit beitragen, da man
die Räume der ehemaligen Dienerwohnung mit einem Nachschlüssel leicht
öffnen und die darin gelagerten Bestände entwenden könne. Darüber hinaus
wäre es aufgrund von „Böswilligkeit, wie jetzt die Dinge stehen, sehr leicht
[möglich], ungesehen sogar bis in den [Dach]Boden selbst hinein zu dringen
und hier Unheil zu stiften“.696 Ob die Vergitterung zur Ausführung gelangte,
ist nicht überliefert.
5.6 Frischer Wind mit Moritz Alois von Becker
Nach dem Tod Khloybers am 17. Mai 1869 und einer interimistischen Lei-
tung durch Skriptor Georg Thaa, wird Moritz Alois von Becker schließlich
am 2. Juli dieses Jahres bestellt. Die Begebenheiten rund um diesen Lei-
694 Ebenda, fol. 7–8, Schreiben vom 06.09.1869.
695 Vgl. Anm. 1126.
696 FKBA26130, fol. 1r–v.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken