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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN418
tefeuilles noch hinzukommen werden, repraesentieren ein Capital, das bei
der heutzutag [sic] regen Liebhaberei für diese Art Sammlung namentlich
in Frankreich, Holland und England, wenn man sich den Vertrieb anliegen
[sic] lässt, nicht gering anzuschlagen ist. Nach den Erkundigungen, die ich
einzog, scheint [pag. 42] mir die Annahme gerechtfertigt, dass, wenn einmal
die Doubletten in einem Verzeichnisse zusammengestellt und im Wege der
antiquarischen Firmen jener Länder so wie einzelnen Sammlern bekannt
sein werden, der Verkauf, zum Theil auch der Austausch gegen nicht vor-
handene Stücke der Bibliothek ausgiebige Mittel zur Complettierung ihrer
Sammlung bieten wird. Andererseits wird auf die Erwerbung von Porträ-
ten der Jetztzeit – die in der Sammlung am wenigsten vertreten sind – und
von Porträten österreichischer Notabilitäten, für welche bei dem vorhande-
nen Material mehr hätte erreicht werden können – fortan eine besondere
Sorgfalt müssen verwendet werden; die Reichhaltigkeit des Vorhandenen
und die Wichtigkeit der Sammlung machen dies nothwendig.133 Es ist aber
auch – unitis viribus – jetzt mit bedeutend geringern [sic] materiellen Mit-
teln erreichbar als in früheren Zeiten, wenn man namentlich bei Porträten
die Leichtigkeit der Reproduction durch Photographie oder wenigstens die
erleichterte Illustration auf Grundlage der Photographie in Anschlag bringt.
Die ausgiebigste Unterstützung für die Porträte der Neuzeit läge aber je-
denfalls in der Gunst einer unmittelbaren Theilnahme Seiner Majestät des
Kaisers an der Fortentwicklung dieser höchst rücksichtswürdigen Samm-
lung und ich glaube einen Anhaltspunct für eine treu gehorsamste Bitte in
dieser Richtung in dem Umstande zu finden, [pag. 43] dass es sich hier um
eine kaiserliche Familienstiftung handelt und die Porträtensammlung ins-
besondere der unmittelbaren Sorgfalt des ersten Kaisers von Österreich ih-
ren Ursprung und ihre Bedeutung verdankt. Wenn Seine Majestät gleich
Ihrem durchlauchtigsten Herrn Großvater die Vorsorge gestatten wollten,
dass die österreichisch–ungarischen Vertreter in fremden Staaten den Port-
räten merkwürdiger Zeitgenossen, so weit diese in Kupferstich, Steindruck,
Holzschnitt oder Photographie zu haben sind, ihr Augenmerk zuwenden und
dieselben an die Bibliothek abgeben, so wäre für die Erweiterung der Samm-
lung mit Rücksicht auf die Gegenwart das Wichtigste und – wenn ich die
günstigen Umstände erwäge, unter denen solche Bilder gesammelt werden
können – auch wol [sic] mit den geringsten materiellen Mitteln geschehen.
Gewiss liegt es einer historischen Porträtsammlung, die ein Kaiser von
Österreich gegründet und mit seiner besondern Aufmerksamkeit bedacht
hat, am allernächsten, dass darin die Mitglieder des österreichischen Kaiser-
133 Die Zeilen dieses Satzes sind halbbrüchig links mit einer mit Bleistift ausgeführten ge-
schwungenen Klammer verbunden.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken