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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN420
legt werden sollten. Ich habe dabei insbesondere auch jene Bilder von Seiner
Majestät dem Kaiser, Ihrer Majestät der Kaiserin und den Kaiserlichen Kin-
dern im Auge, die zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedenem Anlasse
bloß photographisch aufgenommen, so wie jene Photographien, die während
der Reisen Seiner Majestät im Auslande gemacht wurden; und ich glaube,
abgesehen von der historischen Wichtigkeit einer solchen Vorsorge, wol [sic]
auch das besondere Interesse der kaiserlichen Familie berühren zu sollen,
welches durch eine chronologische Zusammenstellung aller von den aller-
höchsten Gliedern derselben abgenommenen Bilder angeregt würde. Als
einen Beleg für das historische Interesse einer chronologischen Zusammen-
stellung von Porträten derselben Person führe ich die Reihenfolge der Port-
räte Ludwig des XIV [sic] von Frankreich an, welche die Sammlung besitzt.
Sie beginnen mit dem Kinde und reichen durch alle Stadien seines vielbe-
wegten Herrscherlebens bis an sein Todesjahr. Heutzutage wird eine solche
Zusammenstellung durch den Gebrauch der Photographie sehr erleichtert.
Die Eintheilung der Porträte geschah ursprünglich nach Ständen, so
dass die einzelnen Stände in besondern Fächern alphabetisch zusammenge-
stellt und eben so catalogisiert wurden. Diese Eintheilung besteht auch bis
auf den heutigen Tag, wiewol [sic] sie sich längst als unpractisch erwiesen
hat,138 weil der Stand oder die Stellung des[pag. 46]jenigen, dessen Porträt
eingetheilt werden soll, in vielen Fällen ein sehr unsicheres und schwan-
kendes Merkmal abgibt (– Minister sind z. B. zugleich Cardinäle gewesen,
Prinzen eines Regentenhauses zugleich Heerführer u. s. w. und es fragt sich,
in welche Abtheilung das Porträt eines solchen Mannes gelegt werden soll),
und weil die Leichtigkeit des Auffindens, die doch bei einer Sammlung vor
allem ins Auge gefasst werden muß, dadurch sehr beeinträchtigt wird. Bei
der Größe der Sammlung kann aber eine andere Eintheilung (in alphabe-
tischer Reihenfolge der Namen) nur nach und nach und insbesondere erst
dann durchgeführt werden, wenn die Durchsicht und Eintheilung der in den
oben angedeuteten Portefeuilles enthaltenen Porträte beendigt sein wird.
Dass in einer Sammlung, bei deren Zustandebringung zum größtentheil
gezahlte Agenten betheiligt waren, die nach der Menge der zustandege-
brachten Porträte entlohnt wurden, viel ganz wertloses Material unterlauft,
kann nicht in Abrede gestellt werden. Die Sammlung enthält neben dem
vielen wertvollen auch in großer Zahl Portraete, die weder auf historischen
noch künstlerischen Wert Anspruch machen können und eben nur da sind,
weil sie für die Sammlung aquiriert [sic] und auf den Namen desjenigen, den
sie vorstellen sollen, geschrieben wurden. Eine Ausscheidung solcher Port-
138 „Diese Eintheilung […] erwiesen hat“ “ halbbrüchig links mit einer, mit Bleistift ausgeführ-
ten geschwungenen Klammer verbunden.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken