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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN422
und Auslande überreicht wurden und auf allerhöchsten Befehl in der Pri-
vatbibliothek verwahrt worden sind. Die literarischen Werke bilden vor der
Hand [sic] die Minderzahl, da der Zufluss derselben seit Ende 1849 durch die
oben angedeutete Verfügung in Bezug auf die k k Hofbibliothek unterbro-
chen war, und die mit allerhöchstem Cabinetschreiben vom 19. April 1870 in
Aussicht gestellte Restituierung erst vor kurzem begonnen hat; und folglich
eine Aufstellung der zurückerhaltenen Bücher noch nicht verfügt werden
konnte. Die größtentheils kostbaren Einbände würden eine Aufstellung in
Anspruch nehmen, wo sie mehr in die Augen fallen und leichter vor dem zer-
störenden Einflusse des Staubes geschützt werden können, als dies in dem
gegenwärtigen Locale möglich ist. Neben den kostbaren Bänden sind aber
auch viele nur brochierte [sic] Bücher vorhanden, deren Einband aus Mangel
einer Dotation für die allerhöchste Privatbiblio[pag. 49]thek nicht besorgt
wurde. Den vorwiegend größern [sic] Theil der allerhöchsten Privatbiblio-
thek bilden vor der Hand [sic] die oben bezeichneten Widmungsschriften,
welche fast durchwegs eine reiche, mitunter kostbare und künstlerisch aus-
geführte Ausstattung zeigen, und, wenn sie ihres Zweckes würdig aufgestellt
werden sollen, eine innere Anordnung des Locales beanspruchen würden,
wie sie in dem ihnen zugewiesenen Raume weder haben noch haben können.
Sie sind theils in den Umschlägen, in denen sie übergeben wurden, theils
in Papierpakete gewickelt, um sie vor Staub zu bewahren, in jenen offenen
Fächern hinterlegt, die im Locale zu Gebote stehen. Was nun insbesondere
diese Widmungsschriften anbelangt, so scheint es mir schon der äußere An-
stand zu fordern, dass für ihre Einreihung und Aufbewahrung mehr Sorg-
falt verwendet werde, als bisher geschah und – ich muß zur Entschuldigung
des dabei betheiligten Beamten hinzufügen – als bisher geschehen konnte,
wenn man in Betracht zieht, dass das betreffende Locale ohne Rücksicht auf
einen ganz besondern Zweck eingerichtet wurde, dass mein verstorbener
Vorgänger über gewisse Zweige seines Geschäftskreises besondere und sehr
beharrlich verfochtene Ansichten hatte und dass für die allerhöchste Privat-
bibliothek bisher keine Dotation und eben so wenig ein Fond besteht, woraus
die zur Aufstellung und sichern [sic] Aufbewahrung unerlässlichen Kosten
bestritten werden könnten.
Wenn mein Vorgänger dabei von dem Grundsatze [pag. 50] ausgieng, die
allerhöchste Privatbibliothek dürfe als ein von der Fideicommissbibliothek
ganz abgesondertes Institut an den Mitteln der letzteren keinen Theil neh-
men, so kann ich dieser Ansicht nach der Natur der Sache nicht widerspre-
chen, aber unter dieser seiner Voraussetzung hätte es auch, wie ich glaube,
am nächsten gelegen, die vorliegenden Verhältnisse allerhöchsten Ortes
pflichtmäßig zur Kenntnis zu bringen und um die Zuweisung der erforder-
lichen Mittel zu bitten, damit die in der kaiserlichen Privatbibliothek vor-
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Title
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Subtitle
- Metamorphosen einer Sammlung
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1073
- Categories
- Geschichte Chroniken